Kategorie: Rezension
Stephan Waldscheidt: Der Erzähler

Jedes Wort, das der Leser in Ihrem Roman liest, kommt vom Erzähler (Seite 12). Wenn sich das doch mehr Autoren zu Herzen nehmen würden. Dann würde auch manche Rezension positiver ausfallen.
Ich gestehe, ich bin ein großer Fan der Sachbücher von Stephan Waldscheidt, die sich alle mit dem Thema Kreatives Schreiben befassen. Stephan Waldscheidt hat bereits etliche Bücher über verschiedene Aspekte des Kreativen Schreibens veröffentlicht. Außerdem schreibt er in entsprechenden Zeitschriften, Foren und Blogs. Unter verschiedenen Pseudonymen verfasst er Romane und Thriller.
(mehr …)Jess Kidd: Die Ewigkeit in einem Glas
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Dieses Buch ist wie ein schwerer Wein. Den man am besten in kleinen Schlucken trinkt und nicht zu viel davon auf einmal. So hat man lange etwas davon und bekommt keinen dicken Kopf. Allerdings dauert es etwas länger, die Flasche zu leeren.
Und genauso muss man das neue Buch von Jess Kidd lesen: in kleinen Häppchen und mit Genuss. Die überbordende Fantasie dieser Autorin verlangt von der Leserin Ausdauer und Durchhaltevermögen. Dafür wird sie mit einer detailreichen und spannenden Geschichte belohnt.
(mehr …)Carola Rackete: Handeln statt Hoffen – Aufruf an die letzte Generation
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Wer kann sich nicht an die Bilder in den Nachrichten erinnern, die Bilder der jungen Kapitänin, die sich dem damaligen italienischen Innenminister entgegenstellte und mit ihrem Rettungsschiff im Hafen von Lampedusa anlegte, um die aus Seenot geretteten Flüchtlinge in einen sicheren Hafen zu bringen. Wer kann ernsthaft all die Bilder von kranken, verletzten, verstörten und geschundenen Menschen vergessen, die auf seeuntüchtigen Schlauchbooten über das Mittelmeer flüchten, vor Armut, vor Hunger, Missbrauch und Versklavung.
In diesem Buch erzählt Carola Rackete die Geschichte dieser Rettung aus ihrer Sicht und sie erzählt, warum Menschen unter Lebensgefahr über das Meer flüchten. Und sie erklärt, was wir alle tun können, tun müssen, um die Welt so zu verändern, dass niemand mehr solch eine Flucht wagen muss.
(mehr …)Luisa Neubauer / Alexander Repenning: Vom Ende der Klimakrise – Eine Geschichte unserer Zukunft
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Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung. Art 20a, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Luisa Neubauer, 23, gilt als das deutsche Gesicht der Fridays for Future-Bewegung. Sie wird auch immer wieder als die deutsche Greta Thunberg bezeichnet. Luisa Neubauer studiert Geographie.
Alexander Repenning, 30, ist Soziologe und arbeitet u.a. für die Right Livelihood Foundation, den Alternativen Nobelpreis.
(mehr …)Martina Kempff: Messer, Gabel, Kehr und Mord

Die Eifel ist ganz offensichtlich ein ziemlich gefährliches Pflaster. Oder besser Waldboden. Wenn man es an den vielen Krimis misst, die in der Eifel angesiedelt sind. Als Tatort scheint sich die Region bestens zu eignen.
(mehr …)Valérie Perrin: Unter den hundertjährigen Linden

Eine Frau lebt auf einem Friedhof, sie ist dort Friedhofswärterin. Sie ist genügsam, schweigsam, einsam. Violette Toussaints kennt alle Gräber auf „ihrem“ Friedhof, sie besucht täglich „ihre“ Toten, sie versorgt sogar, wenn die Angehörigen verhindert sind, die Blumen auf den Gräbern. Und sie hört zu, sie hört den vielen Besuchern zu, die zu ihr kommen, mit ihr Tee trinken und ihre Geschichten erzählen.
Lea Streisand: Hufeland, Ecke Bötzow

Es war ganz eindeutig der Titel, der mich neugierig machte auf dieses Buch. Von der Autorin hatte ich vorher noch nicht gehört, geschweige denn, etwas gelesen.
Lea Streisand ist 1979 in Berlin zur Welt gekommen, in Ostberlin wohlgemerkt. Der Roman ist, so vermute ich mal, stark von ihren eigenen Erlebnissen beeinflusst, angereichert mit Erfundenem.
Sie erzählt von einer Kindheit in der DDR, vom Schulalltag, von Kinderspielen in dunklen Hinterhöfen und auf hohen Dächern, von Freundschaft und von Geheimnissen der Erwachsenen. Und selbstverständlich vom Mauerfall und dem Ende der DDR.
(mehr …)Cecelia Ahern: Postscript

Mit Postscript legt Cecelia Ahern das Sequel zu ihrem großen Besteller P.S. Ich liebe Dich vor. Die Fortsetzung der Geschichte von Holly, deren Mann ihr, als er an einer schweren Krankheit starb, Briefe hinterlassen hatte. Diese Briefe sollten sie auf ihrem Weg in ein Leben ohne ihn begleiten.
Seit den Geschehnissen in P.S. Ich liebe Dich sind sieben Jahre vergangen. Nachdem Holly mit ihrer Schwester einen Podcast aufgezeichnet hat, in dem sie von ihrem verstorbenen Mann und diesen Briefen erzählt, wenden sich andere Menschen an sie mit der Bitte, ihnen bei ähnlichen Briefen zu helfen. Diese Menschen sind todkrank und wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben haben. Sie gründen den „P.S. Ich liebe Dich – Club“ und möchten, dass Holly sie dabei unterstützt, für ihre Verwandten und Freunde etwas zu hinterlassen, Briefe, Geschenke, Erinnerungen.
(mehr …)Kate Roseland: Mr. Hicks feiert Weihnachten

Das perfekte Buch, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Dazu trägt natürlich auch die Aufmachung bei, das Cover und die Gestaltung dieses kleinen Buches allein versetzen die Leserin schon in das vorweihnachtliche London.
Dani Atkins: Sag ihr, ich war bei den Sternen

Eine typische Dani Atkins: viel Herz und Schmerz, viel Liebe und Leid. Und sooo schön. Ja, ich gestehe, ich mag solche Bücher, die man herrlich an einem verregneten Sonntagnachmittag verschlingen kann. Sicher, mit „Literatur“ hat das nichts zu tun, es trieft von Schmalz und alle Handelnden sind schön und gut. Aber wenn ein Buch so gut geschrieben ist, dass man es schon nach fünf Seiten nicht mehr aus den Händen legen mag, solange, bis man zum Wort Ende auf der letzten Seite kommt, dann darf man das auch zugestehen.
Michaela Küpper: Der Kinderzug

Ein interessantes Thema hat sich die Autorin für ihr bisher erst zweites Buch vorgenommen. Ein Thema, das zumindest ich bislang noch kaum in Romanen verarbeitet gefunden habe. Es geht im Buch von Michaela Küpper um die sogenannte Kinderlandverschickung während des Zweiten Weltkriegs.
Clara Paul (Hrsg.): Der schöne Augenblick – Lektüre zwischen den Jahren

Ein kleines, feines Buch für Liebhaber*innen von Lyrik und Kurzprosa; ein kleines feines Geschenk für alle, bei denen Sie sich vielleicht für etwas bedanken möchten. Und ein kleines feines Buch für Sie selbst, eben für die Zeit zwischen den Jahren, die Zeit, in der wir alle in der Regel ein wenig zur Ruhe kommen, innehalten.
Martin Suter: Allmen und der Koi

Wahrscheinlich ist es ein Sakrileg, so etwas zu sagen und wahrscheinlich liegt es einfach an mir. Doch der Roman von Martin Suter hat mich ziemlich gelangweilt. Es ist nicht der erste Allmen-Roman von ihm, den ich lese und andere habe ich in der Verfilmung mit Heino Ferch im Fernsehen gesehen. Was, nebenbei bemerkt, den unerwünschten Effekt hatte, dass ich beim Lesen permanent die Schauspieler aus den Filmen vor mir sah. Etwas, das natürlich nicht unüblich ist, wenn man ein Buch liest, welches verfilmt wurde, oder wie hier Teil einer verfilmten Reihe ist.
Annette Wieners: Das Mädchen aus der Severinstraße

Annette Wieners kann gute Bücher schreiben. Spannende Krimis mit interessanten Charakteren und aktionsreicher Handlung. Sehr gerne habe ich ihre bisher drei Bücher gelesen um eine Friedhofsgärtnerin und ehemalige Kriminalbeamtin, die ihre Vergangenheit verarbeiten muss und in die Aufklärung übler Verbrechen hineingezogen wird.
Von dem vorliegenden Buch aber kann man leider nicht sagen, dass es ihr gelungen ist. Natürlich ist es für eine Rezensentin schwer, die Handlung eines Romans zu bewerten, der auf der Familiengeschichte der Autorin beruht. Aber auch bei familiärer Vergangenheitsbewältigung in Form eines Romans darf man packenden Schreibstil, fesselnden Handlungsverlauf, gut ausgearbeitete, sympathische und sich entwickelnde Charaktere erwarten.
(mehr …)Jess Kidd: Heilige und andere Tote

Schließen Sie die Tür, ziehen Sie die Vorhänge vor, dimmen Sie das Licht. Und dann: Genießen Sie.
Genießen Sie die Fantasie von Jess Kidd. Die allerdings dann nichts für Sie ist, wenn Sie eher der nüchterne Typ sind, der sachliche Beschreibungen, geheimnislose Charaktere mag. Dann lassen Sie das Licht wieder herein und legen Sie dieses Buch fort.
Sonst aber: Genießen Sie. Jess Kidd zieht in ihren Bann. Wenn sie die Geschichte von Maud und Cathal erzählt.
(mehr …)Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten

Was ich nicht bedacht hatte, als ich mir dieses Buch zur Rezension wünschte, war, dass es für mich als weiße schwer wird, das Buch zu rezensieren. Nicht wegen des Buchs. Sondern weil das, was ich darüber schreibe, nicht losgelöst von meiner Hautfarbe zu betrachten ist. Kritisiere ich, mache ich mich dann des Rassismus verdächtig? Lobe ich, schmeichele ich mich dann ein und will doch nur von meinem eventuellen Rassismus ablenken?
Brian Flynn: Die Morde von Mapleton (1929)

Wie überaus entspannend, wie wohltuend geruhsam. Ein Krimi ohne ständige Handytelefonate, ohne hektische Facebook-Postings, ohne Schießerei und Autojagd. Und ohne einen physisch oder psychisch angeschlagenen Ermittler.
Edward Carey: Das außergewöhnliche Leben eines Dienstmädchens namens PETITE, besser bekannt als Madame Tussaud

Ich stecke immer in den kleinen Ecken und Nischen dieser Welt. Ich dränge mich niemandem mit großem Gepolter auf. Ich suche mir eine Lücke und richte mich dort ein. (Seite 313)
Anna Maria Grosholtz wird 1761 im Elsass geboren und zieht im Alter von sieben Jahren mit ihrer Mutter nach Bern. Bei Dr. Curtius soll ihre Mutter als Haushaltshilfe arbeiten, doch sie stirbt und Marie nimmt ihre Stelle ein.
Roy Jacobsen: Die Unsichtbaren

Fast ein Kilogramm wiegt das Buch, aber nicht nur deshalb ist der Roman ein schweres, ein gewichtiges Werk.
Die Unsichtbaren erzählt von den Bewohnern der kleinen norwegischen Insel Barrøy, dem verwitweten Martin, seinem Sohn Hans mit seiner Frau Marie und ihrer gemeinsamen Tochter Ingrid sowie Barbro, Hans‘ Schwester. Die Handlung setzt ein, als Ingrid drei Jahre alt ist, einige Jahre vor Beginn des ersten Weltkriegs.
Lorna Neuber: Restorative Yoga

Endlich ein Yoga-Buch für Bewegungs-Legastheniker…
Scherz beseite: das Buch von Lorna Neuber ist durchaus empfehlenswert. Es geht nicht um Yoga zur Kräftigung von Muskeln oder um den Sonnengruß. Die Autorin vermittelt in ihrem Buch die Form der Restorative Yoga zur Entspannung. Oder wie der Untertitel lautet: Ruhe und Kraft durch Entspannung.
Nina George: Südlichter

Kennen Sie diese klebrigsüßen, zuckergusstriefenden, zahnschmelzzerfressenden englischen Törtchen? Bei denen man genau weiß, dass sie ungesund sind, viel zu viele Kalorien haben und bei denen man eigentlich nach dem ersten Bissen satt ist? Denen man aber nicht widerstehen kann und die man daher immer weiter isst? Weil sie die Seele streicheln.
Petra Hammesfahr: Das Mädchen Jannie

Petra Hammesfahr ist seit langem bekannt für ihre spannenden und brisanten Kriminalromane, die sich immer wieder mit hochaktuellen und oft verstörenden Themen beschäftigen.
Amelie Fried: Ich bin hier nur die Mutter

Ich habe schon viele Bücher von Amelie Fried gelesen und war jedesmal sehr angetan. Und auch dieses hier hat mich nicht enttäuscht.
Erzählt wird die Geschichte von Carla, der Mutter von Paula, Tim und Willi. Und Frau von Daniel. Und „Bildermalerin“. Und Kuchenbackerin, Wäschesortiererin, Vorleserin, Streitschlichterin, und so weiter und so weiter. Kurzum, Amelie Fried erzählt die Geschichte von (fast) allen Müttern dieser Welt.
Thomas Montasser: Eine himmlische Katastrophe

Eine Katastrophe ist dieses kleine Buch ganz sicher nicht, weder eine himmlische noch eine irdische. Nein, sondern es ist eine entzückend altmodisch erzählte Geschichte. Ein bisschen Sister Act, ein wenig Soeur Sourire und ein Hauch von „Stadtmaus besucht Landmaus“ (inklusive Besuch der Speisekammer).
Thomas Montasser erzählt eine märchenhafte Culture Clash Komödie, die man im doppelten Wortsinn gut in einem Zug lesen kann.
Dieter Aurass: Rheinlandbastard
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Ein Kriminalfall im Jahr 1924 in Koblenz. Ein Fall um ein weitgehend unbekanntes Thema aus der Zeit der französischen Besatzung im Rheinland nach dem ersten Weltkrieg.
Dieter Aurass ist ein pensionierter Polizeibeamter, der nach einer Reihe von Frankfurter Regionalkrimis hier seinen ersten historischen Kriminalroman vorlegt. Und der ist ihm wirklich gelungen.
Carla Berling: Der Alte muss weg

Pass auf, welche Sendungen du im Fernsehen siehst. Und achte auf die Folgen, die daraus entstehen. Diese Warnung hätte der Protagonistin in Carla Berlings witzigem Buch einige Wirrungen und viel Streß erspart. Dabei ist der Roman um die beige-braun-graue Heldin Steffi gar nicht so derb komisch, wie der Titel und das Cover suggerieren. Sicher sind machmal die kölsch-rauen Späße ein wenig zotenhaft und manch ein Handlungsdreh vorhersehbar, dafür regt aber die Geschichte auch zum Nachdenken an.
Chris Power: Mothers

„Gewichtig wunderschöne Erzählungen“ so urteilt laut Klappentext die Daily Mail über dieses Buch. Gewichtig sind die Erzählungen von Chris Power in jedem Fall. Es sind keine leichten, seichten Texte, die man mal so eben zur Entspannung liest.
Marianne Salentin-Träger: Moodboards

Moodboards sind schon lange bekannt als Methode der Darstellung von Visionen, Wünschen, Plänen. In der Architektur, bei Designern oder auch bei Drehbuchautoren kommen Moodboards (auf Deutsch vielleicht zu übersetzen mit Stimmungstafel oder Visionswand, aber wie so oft trifft keine Übersetzung die wirkliche Bedeutung des englischen Ausdrucks) zum Einsatz. Auch für die private Anwendung gibt es inzwischen diesen Trend.
Nina Sahm: Die Tage mit Bumerang

Ein richtiges Wohlfühlbuch hat Nina Sahm hier geschrieben. Voller skurriler, liebenswerter Menschen, merkwürdiger finnischer Lebensweisheiten und mit einem eigenwilligen Schaf.
Die ganze Zeit während des Lesens möchte man Annu, die Protagonistin, in den Arm nehmen, trösten und einfach nur liebhaben.
Daniel Mason: Der Wintersoldat

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Dies ist ein ganz besonderes, ein aufwühlendes, nachwirkendes Buch. Wegen des Themas, wegen der Charaktere, wegen der Sprache. Von der ersten Seite an fängt der Roman die Leser ein und lässt sie bis zur letzten Seite nicht mehr los.