Kategorie: Rezension
Guillermo Martínez: Die Oxford-Morde

Um diesen Kriminalroman genießen und verstehen zu können, scheint es ratsam, vorher ein Mathematikstudium abzuschließen. Wer nämlich bislang glaubte, Fälle in Kriminalromanen mit einfacher Logik lösen zu können, wird hier eines Besseren belehrt.
(mehr …)Ulrike Wolff: Die Dame vom Versandhandel

Im Grunde führen Titel und Klappentext dieses Romans etwas in die Irre. Denn weniger als die Story über eines der ersten deutschen Versandhäuser steht die sehr verwickelte und ziemlich abenteuerliche Familiengeschichte der Protagonisten im Vordergrund der Handlung.
Ende der Fünfziger Jahre bauen Kurt Laube und seine um einiges jüngere Ehefrau Annie in Fulda das Versandhaus unter dem Namen Eulendorf auf. Annie erwartet ihr erstes Kind und findet sich nur schwer damit ab, dass sie erst wegen der Schwangerschaft und danach, um die kleine Tochter zu betreuen, ans Haus gebunden ist. Sie engagiert sich sehr für die Firma ihres Mannes, bringt viele frische Ideen hinein und agiert dadurch für eine Frau der damaligen Zeit durchaus ungewöhnlich. Durch ihre Mutterrolle fühlt sie sich nun von dem Geschehen in der Firma abgeschnitten.
(mehr …)Ragnar Jónasson: Dunkel

Eine ungewohnte Heldin in einem nicht ungewöhnlichen Krimi mit einem absolut außergewöhnlichen Ende.
Hulda Hermannsdóttir steht kurz vor ihrer Pensionierung bei der Kriminalpolizei Reykjavik. Sie hadert sehr damit, denn sie weiß mit sich außerhalb ihrer Arbeit wenig anzufangen. Andererseits fühlt sie sich unter ihren Kollegen auch nicht wirklich wohl, sie wird gemobbt, bei Beförderungen übergangen und die Lorbeeren ernten andere. Hulda ist verwitwet und lebt in einer Wohnung in der Stadt, obwohl sie die Natur liebt.
Sie hat gerade einen Fall von Fahrerflucht aufgeklärt, als ihr Vorgesetzter ihr mitteilt, dass sie früher als geplant in den Ruhestand gehen soll, ja , dass ihr Nachfolger bereits bestimmt ist und binnen einiger Tage ihren Schreibtisch übernehmen soll. Nach dem ersten Schock fordert Hulda, wenigstens noch einen alten, ungelösten Fall bearbeiten zu dürfen und bekommt dafür Zeit bewilligt.
(mehr …)James Gould-Bourn: Pandatage

Wenn tatsächlich zutrifft, was der Klappentext sagt, dass nämlich der Roman „Pandatage“ das Debüt dieses Autors ist und im Rahmen eines Kurses für Kreatives Schreiben entstand – dann hätte ich gerne die Kontaktdaten des Kursleiters. Hut ab, dieser Roman ist schon wunderbar, hier passt alles, nichts ist zu viel, nichts fehlt.
Danny lebt mit seinem 11-jährigen Sohn Will allein in einer Mietswohnung, seit seine Frau bei einem Autounfall ums Leben kam. Die beiden haben schon ohnehin Kommunikationsprobleme, die aber noch dadurch intensiviert werden, dass Will seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr spricht. Er saß mit in dem Auto, als der Unfall geschah und sagt seither kein einziges Wort. Danny leidet daher nicht nur unsäglich unter dem Verlust seiner über alles geliebten Frau, sondern auch, weil er Wills Leid mitansehen muss.
(mehr …)Gordon Tyrie: Schottensterben

Eine skurrile Geschichte mit skurrilem Personal in skurrilem Setting. Doch leider verpufft das Potenzial, das darin steckt.
Gordon Tyrie ist das Pseudonym eines deutschen Krimiautors, der seine Liebe zu Schottland in seinen Romanen zum Ausdruck bringt. Das gelingt ihm in den Landschaftsbeschreibungen auch sehr gut, die Leserin bekommt durchaus ein Gefühl für die herbe, manchmal wenig einladende Landschaft auf den Hebriden.
(mehr …)Armando Lucas Correa: Die verlorene Tochter der Sternbergs

Auch wenn man schon am Anfang das Ende erfährt, bleibt der Roman von der ersten bis zur letzten Seite hochspannend. Auch wenn man solche und ähnliche Geschichten vielleicht schon öfter gelesen hat, erschüttert und berührt diese Familiengeschichte.
Der Roman wirft die Frage auf, was ein Mensch bereit ist, auf sich zu nehmen, um einen anderen Menschen zu retten, wie weit eine Mutter geht, um ihr Kind zu schützen.
(mehr …)Jane Healey: Die stummen Wächter von Lockwood Manor

1939 in London. Das Naturhistorische Museum wird ausgelagert, die Exponate aufs Land verschickt, um sie vor Kriegsschäden zu bewahren. Die Säugetierabteilung kommt nach Lockwood Manor, begleitet und behütet von Hetty Cartwright, der stellvertretenden Abteilungsleiterin. Sie liebt die ausgestopften Tiere, Eisbären, Okapis, Kolibris und den schwarzen Panther.
Hetty ist nicht gerade das, was man eine toughe Frau nennen würde. Sie ist unsicher, hält sich für tollpatschig und ängstigt sich einerseits vor der großen Verantwortung, andererseits freut sie sich auch über die Herausforderung, „ihre“ Tiere im Krieg zu beschützen. Und so zieht sie mit der ganzen Menagerie in das große, alte Landhaus, in dem außer Major Lockwood und seiner Tochter Lucy nur noch eine Handvoll Dienstboten leben. Lockwood Manor ist ein Haus mit vielen leerstehenden Zimmern, in denen es spuken soll. Dienstboten geben sich die Klinke in die Hand, weil sie sich vor der „weißen Frau“ fürchten, die nachts durch die Flure streifen soll. Und sie fürchten sich vor den schrecklichen Schreien, die in den Nächten durchs Haus gellen.
(mehr …)Antoine Laurain: Glücklicher als gedacht

Bei diesem Roman, der im Original bereits 2009 erschien, scheint mir der französische Originaltitel wesentlich passender als der deutsche: „Carrefour des nostalgies“ ist ein wunderbar poetischer Ausdruck dessen, worum es in dem Buch von Antoine Laurain geht.
François Heurtevent ist seit vielen Jahren Bürgermeister von Perisac, als er völlig unerwartet nicht wiedergewählt wird. Für ihn ist das ein großer Schlag und es fällt ihm sehr schwer, das zu verarbeiten. Er wird nahezu depressiv und lässt sich immer mehr gehen, so dass seine Frau, eine berühmt Sterneköchin, sich große Sorgen um ihn macht. Als ihm unvermutet ein altes Klassenfoto aus seiner Abiturzeit in die Hände fällt, beschließt er, herauszufinden, was aus den früheren Mitschülerinnen und Mitschülern geworden ist und er begibt sich so auf eine weite Reise in seine Vergangenheit.
(mehr …)Helene Bockhorst: Die beste Depression der Welt

Kann man, darf man über Depression ein witziges Buch schreiben, wurde Helene Bockhorst neulich in einem Radiointerview gefragt, dass ich zufällig mitanhörte. Ja, antwortete die Autorin und ich bin geneigt, ihre Meinung zu teilen.
Helene Bockhorst ist eine Stand-Up-Comedienne, die für ihr Programm auch bereits mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Das vorliegende Buch ist ihr Debütroman.
(mehr …)Daniel Mason: Der Klavierstimmer ihrer Majestät
~ 1 Kommentar
Edgar Drake ist Klavierstimmer im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Besonders spezialisiert ist er auf Erard-Flügel, die er sehr schätzt. Da erhält er überraschend einen außergewöhnlichen Auftrag: er soll den Erard-Flügel des Militärarztes Anthony Carrol stimmen. Das Instrument befindet sich allerdings im Dschungel von Birma, dem heutigen Myanmar, eine Region, die zu dieser Zeit im britisch-birmanischen Krieg heftig umkämpft ist.
Nach anfänglichem Zögern macht sich Drake im Jahr 1886 auf die weite und beschwerliche Reise. Er ist nicht nur wegen der Gefahren der Reise aufgeregt, sondern auch sehr neugierig auf den Arzt, der für das britische Militär ausgesprochen wichtig sein muss, wenn man all dies für ihn organisiert.
(mehr …)Cristina Cattaneo: Namen statt Nummern

Wie oft habe ich mich, und da bin ich sicher nicht allein, bei Berichten und Fotos von ertrunkenen Geflüchteten im Mittelmeer gefragt, ob die Angehörigen der Opfer jemals erfahren, was ihren Söhnen, Männern, Brüdern widerfahren ist. Wie soll es möglich sein, ihnen mitzuteilen, dass ihre Liebsten auf der Flucht nach Europa ums Leben kamen, wenn niemand weiß, wer die Ertrunkenen sind, ja wenn sie oft noch nicht einmal geborgen und erfasst werden.
Cristina Cattaneo ist eine renommierte und erfahrene italienische Forensikerin und Professorin für Rechtsmedizin und Anthropologie an der Universität Mailand. Sie ist außerdem Leiterin des Labanof (= Laboratorio di Antropologia e Odontoligia Forense). Seit vielen Jahren befasst man sich dort mit der Identifizierung unbekannter Toter, Menschen, die Verbrechen, Unfällen oder Katastrophen zum Opfer fielen, Obdachlosen, die niemand kennt und schlussendlich auch Fremden ohne Angehörige in Italien.
(mehr …)Felicia Day: Dieses Buch macht dich wahnsinnig … kreativ und glücklich

Das Buch von Felicia Day, einer US-Schauspielerin, You-Tuberin und Bestseller-Autorin, ist genauso verrückt und so erfrischend gestaltet wie sein Titel ahnen lässt. In sieben Kapiteln oder besser gesagt Etappen möchte sie den Leserinnen helfen, ihre Kreativität zu entdecken, daran zu glauben und sie zu (er-)leben.
Es ist ein Mitmach-Buch, ein Buch, das sich beim Lesen füllt. Denn die Autorin stellt der Leserin Fragen, Aufgaben, sie fordert sie heraus. Felicia Day schenkt der Leserin nichts, sie zwingt sie, über sich selbst nachzudenken und sich zu hinterfragen.
(mehr …)Eric Berg: Die Mörderinsel
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Noch 34 Tage bis zum zweiten Mord (S. 9).
Was für ein erster Satz! Wer würde da nicht sofort weiterlesen wollen.
Und das Weiterlesen lohnt sich. Ich habe schon lange nicht mehr so einen gut konstruierten und gut aufgebauten Kriminalroman gelesen. Dabei sind die bisherigen Romane von Eric Berg alle gut, der eine mehr, der andere weniger. Aber wie er hier die Spannung hochhält, wie er die Spuren auslegt und die Leserin immer wieder in die Irre führt, so dass man auf jeder neuen Seite einen neuen Täter in Verdacht hat, das ist schon genial.
(mehr …)Sandra Lüpkes: Die Schule am Meer

Wer die Bücher von Sandra Lüpkes nicht kennt, hat etwas verpasst. Sie schreibt unglaublich spannende Krimis um die Ermittlerin Wencke Tydmers, romantisch-witzige Romane um ein heimeliges Inselhotel, heiter-verwickelte Kurzgeschichten und noch vieles weitere mehr. Wer ihre Bücher nicht kennt, kennt aber vermutlich ihre Filme, denn Sandra Lüpkes ist auch eine fleißige Drehbuchautorin, so beispielsweise für die Reihen „Wilsberg“ oder „Friesland“.
(mehr …)Antonia Marker (Hg.): Lesezeit Liebe – Lektüre für jedes Zeitfenster

Das Thema Liebe ist unerschöpflich. Wer hat nicht alles darüber geschrieben: Haruki Murakami, Delphine de Vigan, Mariana Leky, Kurt Schwitters und viele andere. Von all diesen wunderbaren Autoren versammelt der Band aus dem DuMont-Verlag Auszüge aus in seinem Haus erschienenen Büchern, die sich mit diesem aufregendsten aller Gefühle beschäftigen.
Delphine de Vigan: Dankbarkeiten

Delphine de Vigan hat einen neuen, glühenden Fan gewonnen. Der mir bislang zugegebenermaßen unbekannten Autorin gelingt etwas, woran andere scheitern. Sie schildert das Altwerden, das Vergessen und sich Verlieren mit einer großen Empathie, mit Mitgefühl und Verständnis und dabei vollkommen ohne Pathos, Gefühlsduselei oder Überheblichkeit.
Nick Hornby: Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst

Ein Roman über Sitzungen bei der Eheberatung, von denen man nichts mitbekommt. Tom und Louise sind schon länger verheiratet und haben zwei Kinder. Sie glauben, eine Eheberatung kann ihnen helfen. Sie haben zehn Termine bei einer Beraterin namens Kenyon. Vor jedem Termin treffen die Beiden sich im Pub gegenüber der Praxis, trinken ein Glas zusammen und reden. Vermutlich reden sie bei diesen Gelegenheiten mehr und vor allem offener miteinander als in vielen Jahren zuvor.
Dabei streiten sie nicht. Jedenfalls fast nicht. Sie sagen sich Wahrheiten, die sie in ihrer Ehe bislang für sich behalten haben. Die Dialoge sind dabei wie ein Ping-Pong-Spiel, sie werfen sich die Bälle zu und schlagen sie zurück, manchmal mit Verve, mal mit Gefühl und Verständnis. Tom und Louise schenken sich nichts. Doch ihre Gespräche sind schlagfertig und witzig. Und sie sind vor allem eins: authentisch.
(mehr …)Ursula Poznanski: Vanitas – Grau wie Asche

Wie schön, dass diese Autorin immer hält, was sie verspricht. Auch dieser Roman ist wieder hochspannend. Es ist die Fortsetzung ihres Erfolgsromans Vanitas – Schwarz wie Erde und damit die Fortsetzung der Geschichte um die Friedhofsgärtnerin Carolin, die nicht die ist, für die sie sich ausgibt. In dem 2019 erschienenen ersten Band erfährt man die Hintergründe, warum diese Frau sich versteckt hinter einer neuen Identität und warum sie mit Hilfe von Blumen mit ihrem Kontaktmann bei der deutschen Polizei kommuniziert.
Franziska Hauser: Die Glasschwestern

Zufälle gibt es, die gibt’s gar nicht. So wie bei Dunja und Saphie, Zwillingsschwestern, deren Ehemänner am gleichen Tag das Zeitliche segnen.
Die beiden Schwestern sind sich nur wenig ähnlich. Dunja lebt in der Großstadt, getrennt von ihrem Exmann, sie hat zwei halberwachsene Kinder, Jules und Augusta. Saphie ist im Dorf ihrer Kindheit, nahe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, geblieben und führt dort ein kleines Hotel, sie ist kinderlos.
(mehr …)Susanne Goga: Der Ballhausmörder

Oberkommissar Leo Wechsler, Chef der Inspektion A der Berliner Polizei, muss in dem Roman der Mönchengladbacher Autorin seinen siebten Fall lösen. Im heißen Sommer 1928 im Berlin des Charleston und der kriminellen Ringvereine wird die Garderobiere eines Ballhauses ermordet, während im Tanzsaal der Witwenball stattfindet. Natürlich gibt es viele Verdächtige, viele Spuren und viele davon führen in Sackgassen. Ermordet wurde die junge Frau mit Chloroform im Hinterhof von Clärchens Ballhaus. Bei ihrem Tod trug sie ein Kleid, das ihre finanziellen Möglichkeiten überstieg. Woher hatte sie es, warum trug sie ein eigentlich zu elegantes Kleid, während sie ihren Dienst an der Garderobe des Ballhauses versah? Und wo sind die Verbindungen zu mehreren Angriffen auf junge Frauen in Frankfurt und Berlin, bei denen die Opfer mit Chloroform betäubt und missbraucht wurden?
(mehr …)Helwig Brunner: Gummibärchenkampagne

Wer viel in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist oder in Wartezimmern oder Ämtern längere Wartezeiten zubringen muss, wird dieses Buch mögen. Helwig Brunner unterhält die Leserin mit Minutennovellen. Diese sind wunderbar geeignet, jede Wartezeit amüsant zu verkürzen.
Inès Bayard: Scham

Was für ein Buch! Wäre es ein Kinofilm, würde er mit FSK 18 eingeordnet, vermutlich. Schon der Beginn ist ein heftiger Schlag in die Magengrube.
Der Roman von Inès Bayard, geboren 1992, erschien in Frankreich 2018. Geschrieben wurde er also wahrscheinlich zu oder kurz nach dem Beginn der #MeToo-Bewegung. In ihrem Debütroman schildert die Autorin in teils drastischen Worten und in teils extrem plastischen Bildern, was eine Vergewaltigung mit dem Opfer macht.
(mehr …)Ilse Helbich: Diesseits
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Gebrauchsanweisung: Manche Geschichten sind wie Steine, die man aus dem Fluss fischt. Rund und glatt und schwer in der Hand.“ Diese Anleitung stellt die Autorin ihren gesammelten Erzählungen voran.
Ilse Helbich, geboren 1923 in Wien, hat im Alter von 80 Jahren ihren ersten Roman „Schwalbenschrift“ veröffentlicht. Darauf folgten mehrere Anthologien und Erzählbände. Und nun legt der Literaturverlag Droschl dieses Buch vor, das schon allein durch seine Gestaltung, seine Optik und seine Haptik Leserinnen erobern dürfte. Viele der in diesem Band gesammelten Erzählungen sind vorher noch nicht veröffentlicht worden. Leider, so im Info-Teil am Ende, lässt sich nicht mehr für alle Texte sagen, wann sie entstanden sind. Ich finde das auch nebensächlich, außer dass natürlich das eigene Leben der Autorin jeden Text immer beeinflusst.
(mehr …)John von Düffel: Der brennende See

Ein hochaktuelles Thema in einem Roman verpackt. John von Düffel präsentiert hier eine ruhige Geschichte mit wenig plakativer, aktionsreicher Handlung. Er konzentriert sich wesentlich mehr auf die inneren Befindlichkeiten der Protagonistin, über die die Leserin wenig zu Aussehen, Alter oder Beruf erfährt.
Peter-André Alt: Jemand musste Josef K. verleumdet haben – Erste Sätze der Weltliteratur und was sie uns verraten

Am Beginn jeder Erzählung steht ein Verführungsversuch. (S. 10) Wie wahr dieser erste Satz des Buchs von Peter-André Alt ist. Denn was ist es, das uns dazu verführt, ein Buch zu kaufen? Das Cover, der Titel und? Genau, der erste Satz. Wenn er uns nicht überzeugt, nicht verführt, wenn er uns nicht hineinzieht in das Buch, dann hat es schon verloren und wir lassen es in der Buchhandlung zurück. Peter-André Alt ist Literaturwissenschaftler an der Freien Universität Berlin und Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. Er hat u.a. Bücher über Schiller, Kafka oder Freud veröffentlicht. Und nun schreibt er über erste Sätze der Weltliteratur. Er zitiert fast 250 erste Sätze, von Homer über Goethe, Poe, Twain, Grass, bis Patrick Süßkind, Michel Houellebecq, Paula Hawkins. Er analysiert, wie sich die ersten Sätze über die Jahrhunderte verändert haben, was damals und was heute ihre Absicht, ihre Intention ist.
(mehr …)Eric Berg: Totendamm

Dieses Buch ist bereits 2018 unter dem Titel: So bitter die Rache im Limes Verlag erschienen.
Die Diplomatengattin Ellen hat sich von ihrem in Asien tätigen Ehemann getrennt und kehrt mit ihrem vierzehnjährigen Sohn Tristan nach Deutschland zurück. Sie erwirbt ein Haus in Heiligendamm an der Ostsee, ein Haus in einer abgeschlossenen Siedlung namens Vineta. Erst nach dem Einzug erfährt sie, dass in diesem Haus vor sechs Jahren ein Dreifachmord geschah. Ellen versucht, sich von der Vergangenheit ihres Hauses nicht einschüchtern zu lassen; als jedoch Gegenstände verschwinden und sie mehr über die früheren und derzeitigen Nachbarn erfährt, wandelt sich ihre Distanz nach und nach erst in Neugier und und schließlich in Besorgnis.
(mehr …)Oliver Buslau: Feuer im Elysium

Zum Beethovenjahr der Beethovenkrimi. Und ein hervorragender noch dazu.
Oliver Buslau ist mir bislang bekannt als Autor von Heimatkrimis; so habe ich von ihm gelesen „Der Bulle von Berg“, ein eher durchschnittlicher Kriminalroman. Außerdem habe ich ihn erlebt als Mitglied einer Band, die aus mehreren Krimiautoren besteht und die gemeinsam ihre Musik und ihre Texte vortragen – sehr unterhaltsam und sehr professionell. Oliver Buslau ist aber nicht nur Krimiautor und Bandmitglied, er hat auch Musikwissenschaft studiert und ein Sachbuch mit dem Titel „111 Werke der klassischen Musik, die man kennen muss“ herausgebracht. Die besten Voraussetzungen also für das Verfassen einen historischen Musikkrimis.
(mehr …)Megan Miranda: Little Lies – Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht

Die Journalistin Leah hat ein Geheimnis in ihrer Vergangenheit und zieht deswegen aus Boston in eine Kleinstadt weitab vom Großstadtleben. Sie mietet ein Haus zusammen mit einer Freundin aus Collegezeiten, Emmy. Leah arbeitet als Lehrerin, Emmy, so hat sie ihr erzählt, verdient sich ihr Geld an der Rezeption eines Hotels und mit Putzen.
(mehr …)Jutta Bauer: Kater Liam

Bei diesem kleinen Band muss man aufpassen, dass die Rezension nicht länger wird als das Buch.
(mehr …)Nicolas Barreau: Die Liebesbriefe von Montmartre

Eigentlich mag ich die Bücher von Nicolas Barreau. Hinter diesem Namen, so wird gemunkelt, verbirgt sich in Wahrheit eine deutsche Verlagsmitarbeiterin. Das würde erklären, warum für diesen Roman kein*e Übersetzer*in genannt wird und auch kein französischer Originaltitel, obwohl es sich, laut Autorenkurzbiographie im Klappentext, um einen in Paris lebenden Franzosen handelt soll. Aber wie auch immer, die bisherigen Romane von Nicolas Barreau haben mir in der Regel gut gefallen, sie waren geprägt von reichlich Romantik, einem zarten Humor und auch durchaus spannend.
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