Chris McGeorge – Ein Fall von Majestätsvergiftung

⭐⭐⭐

Eine dysfunktionale Familie auf dem englischen Thron – etwas schräger Krimi aus England

Ausgangsgedanke dieses Krimis ist die Vorstellung, der ehemalige englische König Edward hätte nie abgedankt und somit säße heute einer seiner Nachkommen auf dem Thron. Und genau dieser Nachkomme segnet am Weihnachtstag das Zeitliche, während alle Familienmitglieder sich im Schloss Balmoral aufhalten. Hingegen aber alle Bediensteten mit Ausnahme des Kochs das Schloss auf Wunsch des Königs verlassen haben.

Soweit verspricht der Roman auch die entsprechende Spannung, ganz im Stil Agatha Christies. Eine überschaubare Anzahl Verdächtiger, die aufgrund eines schlimmen Schneesturms eingeschlossen sind, daher also auch weder Hilfe erreichen noch selbst das Schloss verlassen können. Wie auch niemand anderer Zugang zum Schloss haben kann.

Die Hinterbliebenen, wiewohl angemessen erschüttert, sehen schnell ein, dass einer von ihnen das Familienoberhaupt vergiftet haben muss. Daher bestimmen sie den Koch zum Ermittler, als einzig Unbeteiligter und somit Unverdächtiger.

Besagter Koch, Jonathan Alleyne, arbeitet schon so lange für den König, dass er diesen fast als Freund bezeichnen kann. So ist er auch, wie es scheint, der einzige, der ehrlich um den Toten trauert.

Jonathan ist ein eher schüchterner Mensch, er stammt aus der Karibik und ihm fehlt es an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Einzig wenn er kocht ist er glücklich. So leidet er fast körperlich darunter, nun den Mordfall untersuchen zu müssen. Zumal sich schnell herausstellt, dass alle ein Motiv gehabt haben. Wollte doch der König offensichtlich an diesem Tag seine Nachfolge regeln. Und so eskaliert der Streit unter den Familienmitgliedern immer mehr.

Diese sind die beiden Töchter des Königs, seine trinkfeste Frau, sein missratener Bruder sowie Mann und die beiden Söhne einer der Töchter. In vielen Einzelgesprächen versucht Jonathan, hinter die Masken all dieser Menschen zu schauen und deckt dabei manch ein Geheimnis auf.

Leider ist das Ganze allerdings recht zäh erzählt, vieles beschäftigt sich mit dem Innenleben Jonathans, wodurch sich dann auch vieles wiederholt. Manche Szenen sind ziemlich absurd, und das immer mehr, je mehr die Handlung voranschreitet. Nicht alles ist logisch aufgebaut und so verliert man als Leserin irgendwann den Überblick und leider auch das Interesse daran, wer denn nun warum was getan hat.

Mein Fazit: Der Roman hatte Potenzial, die Figuren sind gut gestaltet und interessant, wenn auch ein wenig schablonenhaft, ebenso wie die Ausgangslage. Aber vieles wird verschenkt durch einen etwas schwerfälligen Stil.

 Chris McGeorge – Ein Fall von Majestätsvergiftung
aus dem Englischen von Karl-Heinz Ebnet
Knaur, Oktober 2023
Taschenbuch, 384 Seiten,  16,99 €

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