Verlockend und geheimnisvoll

Gute und schlechte Titel

Heute möchte ich ein wenig über Titel nachdenken, Titel von Romanen und Erzählungen. Fragst du dich auch manchmal, wie der Autor oder der Verlag auf den Titel des Romans kam, den du gerade liest? Vor allem, wenn dieser Titel so rein gar nichts mit dem Inhalt zu tun zu haben scheint, sondern ziemlich offensichtlich nur um der Wirkung willen gewählt wurde.

Auf die Wirkung kommt es nämlich an. Denn sowohl verlockend wie auch geheimnisvoll sollte ein Titel sein, finde ich. Er soll uns – gemeinsam mit dem Cover, aber das ist ein anderes Thema – dazu verlocken, das Buch zumindest mal in die Hand zu nehmen. Er soll in irgendeiner Weise das Genre vermitteln, soll dich neugierig machen. Auf der anderen Seite darf er auch nichts verraten. Also ein Titel wie „Am Ende fallen sich alle in die Arme“ wäre jetzt eher kontraproduktiv, wenn du verstehst, was ich meine.

Bevor ich weiter darüber sinniere, wie man den passenden Titel denn nun eigentlich findet, kurz noch die wenig überraschende Zusatzinfo, dass vermutlich die Autorin gar nicht immer mitreden darf bei der Titelfindung. Ich weiß es aus dem Mund einer betroffenen Autorin, die auf einer Lesung einmal davon erzählte, wie sie sich einen Titel wünschte, aber keine Chance hatte. Der Verlag setzte sich durch. Und der hat, davon darf man glaube ich ausgehen, nur die Verkaufszahlen im Kopf. Danach wird der Titel gewählt.

Daher erklärt es sich wahrscheinlich, warum es so viele ähnliche Titel gibt. Im Genre Liebesroman klingen alle Titel irgendwie mehr oder weniger gleich, beim Cosy Crime ist es nicht anders, genauso wie du auch humorvolle Romane sofort am Titel identifizieren kannst. Verständlich, aber mich stößt das ehrlich gesagt eher ab, nach so offensichtlich aus plakativen Gründen titulierten Büchern greife ich dann vielleicht gerade nicht.

Wenn wir aber aus Autorinnensicht auf diese Frage schauen, in den Fällen, in denen kein Verlag involviert ist. Wenn du beispielsweise eine Kurzgeschichte für eine Ausschreibung einreichen willst, braucht die ja auch einen griffigen Titel. Oh ja, was habe ich da schon Stunden damit zugebracht, über die passende Überschrift für meine Geschichte zu grübeln. Natürlich gibt es auch die Fälle, in denen dir den Titel geradewegs zufliegt oder gar noch vor dem Inhalt existiert.

Dazu kommt ja noch, dass ein solcher Titel bei jedem Leser und jeder Leserin etwas anderes auslöst. Bei jedem weckt er andere Assoziationen, andere Erwartungen. Deswegen ist die Titelfindung ein wirklich schwere Aufgabe. Aber was tun, damit wir am Ende einen Titel haben? Ich verwende manchmal ein Zitat aus der Geschichte, manchmal geht auch ein Sprichwort, vielleicht leicht abgewandelt. Weniger schön, aber oft die letzte Rettung, sind Namen, also der Name deiner Protagonistin als Titel der Geschichte. Überhaupt sind solche Ein-Wort-Titel eher nicht so mein Ding, sie wirken nicht und sie haben keine richtige Botschaft.

Wie gehst du dieses Problem an? Eher spontan oder grübelst du wie ich stundenlang darüber? Und wie wichtig ist für dich der Titel eines Romans, suchst du deine Lektüre danach aus?

Noch ein Nachsatz: Etwas, das mich wirklich nervt und was in letzter Zeit immer mehr überhandnimmt, sind die englischen Titel für deutsche Bücher. Muss das sein? Ich habe nichts gegen die englische Sprache und beherrsche sie auch fließend, aber das finde ich grotesk. Glauben die Verlage, dass sich dadurch ein Exemplar mehr verkauft? Wie findest du diese Unart?

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