Dreh dich nicht um

Rückblicke im Roman

Schau nicht zurück. Jedenfalls nicht zu oft und zu lange. Es geht um Rückblicke in Romanen und darum, wie wir als Leserinnen sie finden, sie einordnen und natürlich darum, wie viele wir als Autorinnen in unser Werk einbauen und in welcher Form.

Warum braucht es überhaupt Rückblenden in Romanen, warum erzählt der Autor seine Geschichte nicht einfach stringent chronologisch, statt immer wieder Abschnitte einzufügen, die uns Ereignisse in der Vergangenheit der Protagonisten schildern.

Ärgert es dich auch manchmal, wenn an der spannendsten Stelle im Roman, den du gerade verschlingst, die Handlung abbricht und eine Rückblende folgt, eine langatmige Geschichte aus der Kindheit der Heldin? Wo du doch unbedingt wissen möchtest, ob sie den Angriff des Serienkillers überlebt oder ob es endlich zum Kuss mit dem gutaussehenden Helden kommt. Also mich ärgert das schon, vor allem eben, wenn dieser Rückblick einigermaßen unmotiviert daherkommt, soll heißen, mir nicht wirklich weiterhilft im Verständnis der Handlungen der Protagonisten. Denn das ist der eigentliche Zweck eines Rückblicks: Die Leserinnen sollen vieles besser verstehen, was die Heldin tut oder eben gerade nicht tut.

Ein Beispiel gefällig? Unsere Heldin hat panische Angst vor Hunden, erstarrt jedes Mal zur Salzsäule, wenn ein Chihuahua an ihr vorübergeht und ähnliches. Natürlich hat das erhebliche Auswirkungen auf die aktuelle Handlung, sie ergreift beispielsweise hektisch die Flucht, sobald sie einen Hund sieht und verpatzt dadurch alle Dates mit ihrem Love Interest. Nun fragen wir Leserinnen uns natürlich, warum hat sie solche Angst, was ist in ihrer Vergangenheit vorgefallen, um diese Phobie auszulösen. Und dafür kommt dann irgendwann im Roman die Erklärung in Form einer Rückblende. Vielleicht, naheliegend und deswegen leider ein Klischee, wurde sie als Kind gebissen. Oder, etwas fantasievoller, ihr böser Stiefvater hat sie als kleines Kind zum Wachhund in den Zwinger gesperrt und davon hat sie ein Trauma, kann sich aber selbst gar nicht mehr daran erinnern.

Das ist Sinn und Zweck von Rückblicken in Romanen. Die man als Autorin meiner Meinung nach aber wohl dosieren und sehr gut platzieren sollte. Denn sonst, siehe oben, fühlen sich die Leser nur genervt und gestört dadurch, dass die laufende Handlung ständig unterbrochen wird.

Meine persönliche Meinung dazu ist, dass es geschickter, aber auch wesentlich schwerer ist, solche Erläuterungen in die laufende Handlung einzubauen. Kennst du den Hitchcock-Klassiker „Marnie“? Dort findet der Mann der Titelheldin erst im Laufe der Zeit heraus, welche Ursachen ihre Phobien haben. Und das ohne langatmige Rückblenden – auch wenn selbst der Großmeister hier dann doch nicht ganz ohne auskommt, denn irgendwann muss man ja die auslösenden Erlebnisse zeigen.

So ein bisschen bekomme ich den Eindruck, es läuft immer auf dasselbe Fazit heraus, bei allen Themen rund ums Schreiben (und Lesen): Auf die Dosis kommt es an. 😉

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