Hans Rath, Michaela Wiebusch – Die Wundersammler

⭐⭐

Komplett verunglückte Geschichte voller Küchenphilosophie

Eine Frau Ende Zwanzig quartiert sich in einem Ferienhaus in Italien ein, um ihre Doktorarbeit über Wunder zu Ende zu schreiben. Ein mit seinem Job hadernder Pater Mitte Fünfzig sucht sie dort auf, um mit ihr Wunder zu finden. Eine altkluge Zwölfjährige mischt sich ständig ein.

Das ist zusammengefasst die Handlung dieses Romans, der völlig falsche Erwartungen weckt, die er dann nicht erfüllt. Insgesamt haben mich sowohl der Plot dieser Geschichte wie auch die Figuren und der Schreibstil sehr enttäuscht.

Paula kommt mit ihrer Doktorarbeit nicht voran. Da taucht unvermittelt Pater Benedikt bei ihr auf, der auf ein Wunder zu warten scheint, damit er wieder an seinen Beruf oder besser seine Berufung glauben kann. Obwohl die beiden sich überhaupt nicht kennen, gehen sie unmittelbar gemeinsam auf eine von ihm finanzierte Reise zu den Menschen, die Paula bisher nur telefonisch für ihre Arbeit interviewt hat. Es handelt sich dabei um den Betreiber eines Wundertheaters oder vielmehr Kuriositätenkabinetts, um eine Mathematikerin, eine philosophierende Einsiedlerin und um ein Paar Astronomen.

Jeder dieser Menschen hält den beiden ellenlange Vorträge über Wunder, über das, was Wunder sind oder nicht sind, hilft aber weder Paula noch Benedikt irgendwie weiter. Dazwischen mischt sich ständig das Kind Franka ein, mit der sich Paula in der italienischen Unterkunft angefreundet hat. Sie will permanent auf dem Laufenden bleiben und so muss Paula auf der Reise regelmäßig mit ihr skypen, wo Franka dann altkluge und unpassende Kommentare von sich gibt.

Das gesamte Konstrukt, vom unwahrscheinlichen Beginn bis zum wirklich völlig absurden Ende (Achtung Spoiler: die anonym adoptierte Paula findet doch tatsächlich ihre ihr bis dato komplett unbekannte Mutter just in diesem italienischen Ort – also wirklich) ist derart an den Haaren herbeigezogen, die Figuren sind steif und platt, die Dialoge hölzern, der Schreibstil abgedroschen und voller Phrasen und die ellenlangen, über mehrere Seiten sich erstreckenden Vorträge schlicht langweilig. Da lässt sich eine Frau seitenlang über den Klimawandel aus, andere dozieren über den Sternenhimmel und dazwischen die unsinnigen Zwiegespräche zwischen Paula und Benedikt. Die natürlich beide ihre privaten Päckchen zu tragen haben, Paula in Form ihrer bis dahin vergeblichen Suche nach ihrer leiblichen Mutter, Benedikt die Trennung von seiner Familie, die ihn vor Jahren verstieß. Dass die von ihm seinerzeit sitzengelassene Braut dann seinen Bruder heiratete, ist dann schon wirklich keine Überraschung mehr. Und ständig geben Paula und Benedikt sich gegenseitig wahnsinnig gute Ratschläge, die natürlich ihre Probleme wie von Zauberhand lösen. Dazwischen dann die für die Handlung absolut überflüssige Franka, die ungemein stört.

Hans Rath, Michaela Wiebusch – Die Wundersammler
dtv, Februar 2023
Gebundene Ausgabe, 301 Seiten, 20,00 €

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