Julia Bruns – Tote brauchen keinen Strandkorb

Witziger Senioren-Krimi mit skurrilen Figuren und spritzigen Dialogen

Schon den Vorgängerband um den Kriminalkommissar a.D. Helmut Katuscheck, der gegen seinen Willen im Seniorenheim lebt, mochte ich sehr. Das Setting ist ungewohnt und deswegen macht es besonderen Spaß. Die Figuren sind liebenswert-absonderlich und die Handlung zwar nicht hochdramatisch, aber doch ausreichend spannend.

Das Seniorenheim muss renoviert werden und währenddessen sollen die Senioren eine Auszeit an der Ostsee erleben. Mit dem Bus, gefahren von einem alles andere als liebenswürdigen Fahrer, gelangen sie, mit Unterbrechungen und vielem Gezeter, an ihr Ziel. Die Ankunft dort erlebt einer von ihnen allerdings nicht mehr, er liegt tot im Bus.

Zusammen mit der Gerichtsmedizinerin a.D., Frau Dr. Olga Böttcher, beginnt der ehemalige Kriminalist zu ermitteln, denn schnell wird ihnen klar, dass der Mann keines natürlichen Todes starb. Dabei geraten die Beiden immer wieder an ihre Grenzen, sei es, dass Helmuts schnippische Ehegattin ihnen dazwischenfunkt mit ihren Ansprüchen oder dass Frau Dr. wieder ihrer wachsenden Demenz anheimfällt.

Letzteres sind die lustigsten Szenen, wenn die Pathologin das präparierte Skelett ihres verstorbenen Mannes mit sich herumschleppt, dabei aber Helmut immer als diesen anspricht. Das sorgt für herrlich witzige Verwechslungen und Missverständnisse, die den hauptsächlichen Charme des Romans ausmachen.

Ansonsten ist die Spannung hinsichtlich der Aufklärung des Mordes eher mäßig, interessiert die Leserin auch eher nur am Rande. Manche Szenen sind ein bisschen zu arg auf Humor getrimmt, so die ständigen feuchten Träume des fast hundertjährigen Rolf-Jürgen, die mir etwas zu dick aufgetragen sind. Dass die mitgereisten Betreuerinnen kaum in Erscheinung treten, mag eher unrealistisch sein, trägt aber die Handlung immerhin voran.

Insgesamt ein Roman, der viel Spaß macht, auch wenn man manchmal den Eindruck hat, der Autorin gehen die Gäule, in Form von endlosen Dialogen, durch, ohne dass die Handlung voranschreitet. Ich bin schon mal gespannt, wie die Reihe fortgesetzt wird. Die heimlichen Gedanken des Ex-Kommissars, mit denen er vor allem die Aktivitäten und Manieriertheiten seiner Gattin und der anderen Senioren kommentiert, sind eigentlich das Beste an der ganzen Geschichte und wecken jedenfalls große Vorfreude.

Julia Bruns – Tote brauchen keinen Strandkorb
dtv, Mai 2023
Taschenbuch, 352 Seiten,  11,95 €


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