Emily Winston – Der Mordclub von Shaftesbury: Ein Herz und eine tote Seele

Nette Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte in englischer Idylle

Rosamunde Pilcher meets Inspector Barnaby. Das Beste an diesem Roman, wie auch am Vorgängerband, sind die Beschreibungen des Settings. Die idyllische Kleinstadt südlich von London mit ihren typisch britisch-skurrilen Einwohnern – man fühlt sich sofort heimisch und wohl. Und erwartet stets, dass Barnaby um die Ecke kommt und den Fall löst.

Der Fall ist diesmal der Mord am Pfarrer von Shaftesbury. Der Mann war unausstehlich und entsprechend unbeliebt im Ort, aber ihn deswegen gleich umbringen? Doch nicht nur das beschäftigt die Gemüter, auch immer mehr Diebstähle tragen sich zu im Dorf. Und als wäre das noch nicht genug, treibt auch noch ein einsamer Rabe sein Unwesen und verängstigt vor allem die Damen.

Penelope St. James, die eigentlich endlich mit ihrer Partnervermittlungsagentur erfolgreich sein will, soll stattdessen diese Fälle aufklären, so bestimmt es die Gemeindeversammlung und so will es der Briefträger. Nebenbei hat sie auch noch eine Hochzeit zu organisieren und singt mit einer im Ort aufgetauchten ehemaligen Rockerband. Sie hat also alle Hände voll zu tun, findet aber trotzdem noch Zeit, ihren Nachbarn, den örtlichen Tierarzt, in die Eifersucht zu treiben, ist er doch unsterblich in Penelope verliebt.

Es geht sehr beschaulich zu in Shaftesbury, es wird viel getratscht und geheuchelt und ebenso viel gegessen und getrunken (entweder zum Tee oder in Pub). Nicht immer ist alles logisch und noch weniger realistisch, wenn beispielsweise Penelope unangemeldet sofort ein Gespräch mit dem Bischof führen kann oder andere ihr stets freiwillig alles erzählen, auch solche, die sie nicht kennen.

Dennoch hat der Roman Charme, auch wenn die sich stetig entwickelnde und natürlich vorhersehbare Beziehung zum Tierarzt reichlich unterkühlt wirkt. Den meisten Witz jedoch bringt Lilly, die achtjährige Tochter des Tierarztes, ins Buch, die mir auch schon im Vorgängerband am besten gefiel. Sie ist vorlaut, altklug und durchschaut die Erwachsenen, als wären sie aus Glas. Manchmal ist es fast ein bisschen zu dick aufgetragen, aber meist noch im Rahmen.

Alles in allem ein Wohlfühlroman, ein echter Cosy-Crime.

Emily Winston – Der Mordclub von Shaftesbury: Ein Herz und eine tote Seele
Aufbau Verlag, Mai 2023
Taschenbuch, 317 Seiten, 14,00 €


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