Die List der Liste

Sinn und Zweck von Bestsellerlisten

Interessierst du dich für Bestsellerlisten? Und wenn ja, inwiefern beeinflussen sie dann dein Kaufverhalten? Kaufst du also Bücher deswegen, weil sie auf der Bestsellerliste ganz oben stehen?

Was sagt uns das denn, wenn ein Buch dort steht? Neulich hörte ich ein Interview mit einer bekannten Autorin, die erzählte, dass sie heiße Tränen geweint habe, als ihr Buch auf der Spiegel Bestsellerliste auf einem vorderen Platz gelandet war. Natürlich, für ihr Konto ist es gut, weil Bestseller heißt, wie der Name sagt, gut verkauft, und gute Verkaufszahlen sind gut für das Konto des Autors. Aber was sagt es über das Buch aus?

Wir reden jetzt aber bitte nicht über Bücher gewisser englischer Prinzen, die auf Bestsellerlisten nach oben sausen und wo sich scheinbar niemand dafür interessiert, ob sie gut geschrieben sind und ob der Inhalt überhaupt lesenswert und lesbar ist.

Wir reden über Bücher, die, aus welchen Gründen auch immer, viel gekauft werden. Und genau um diese Gründe geht es mir. Weil ich immer wieder den Eindruck habe, je weiter oben ein Buch auf der Bestsellerliste steht, desto mehr wird es auch gekauft. Immerhin gibt es in vielen Buchhandlungen ja sogar spezielle Regale, in welchen die Bücher entsprechend dieser Liste ausgestellt werden. Und so erklimmt ein bestimmter Roman immer höhere Ränge auf der Liste, ohne dass ich irgendetwas darüber erfahre, wie dieser Roman ist. Hinzu kommt noch, dass gewisse Autoren scheinbar ganz automatisch auf besagter Liste landen. Meine Unterstellung ist, dass deren Bücher einfach gekauft werden, weil der Autor einen gewissen Namen hat und man so gewisse Erwartungen hat. Falls diese dann bei der Lektüre enttäuscht wurden, hat das natürlich keinerlei Auswirkung mehr auf die Liste, denn gekauft wurde das Buch ja schließlich schon.

Was also ist der Sinn einer Bestsellerliste? Nichts anderes als Verkaufsförderung. Und warum lassen wir uns davon beeinflussen? Ist es nichts anderes als „mit der Menge mitlaufen“? Denn wenn wir ehrlich sind, wissen wir aufgrund der Verkaufszahlen immer noch überhaupt nichts über die Qualität des Buchs, darüber, wie es geschrieben ist, worum es darin geht und ob es uns gefallen wird, ob wir Stil und Plot mögen werden.

Ich kaufe ja auch keine Erdbeermarmelade der Marke XY, nur weil es laut irgendwelcher Listen die meist gekaufte ist. Ich kaufe die Himbeermarmelade der Marke YZ, weil sie mir schmeckt und weil ich lieber Himbeermarmelade esse.

Versteh mich nicht falsch, ich missgönne niemandem den Platz auf der Bestsellerliste, ganz bestimmt nicht, ich freue mich über jede Autorin, die Erfolg mit ihren Büchern hat, deren harte Arbeit mit einem solchen Erfolg gekrönt wird. Was mich vielmehr daran stört, ist diese automatische Gleichsetzung von Bestseller = gutes Buch. Denn diese Gleichung stimmt nicht, jedenfalls eben gerade nicht automatisch und grundsätzlich.

Natürlich – und weil es so natürlich ist, muss man es eigentlich gar nicht erwähnen – ist all das Geschmackssache. Ein Roman, den ich sehr liebe, muss jemand anderem noch lange nicht gefallen und umgekehrt. So sind eben auch Rezensionen nur Ausdruck des Geschmacks der Rezensentin. Was gerade aktuell sehr gut zu erkennen ist bei den Besprechungen eines Romans, den auch ich in in meinem Blog vorstelle. Hier gehen die Meinungen sehr weit auseinander und dennoch findet er sich auf der Spiegel-Bestsellerliste aktuell auf Platz 2. Nun kann es ja auch sein, dass jemand ein Buch gerade deswegen kauft, weil er sich seine eigene Meinung bilden will. Und das finde ich dann wiederum sehr, sehr gut. Wenn man eine Bestsellerliste unter diesem Aspekt betrachtet, dann macht sie doch ein wenig Sinn.

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