Katharina Lukas – Herrschaftszeiten no amoi!

Einen  Oktoberfestkrimi, angesiedelt in der Nach-Coronazeit und mit Verbindung zu einem Cold Case aus dem Jahr 1985 stellt die Autorin hier vor, mit einer bereits aus dem Vorgängerband bekannten Protagonistin.

Gundi, freischaffende Reporterin ohne Auftrag und Einkommen, verbeißt sich in die Recherchen zum Mord an einem Lokalpolitiker, der 1985 während des Oktoberfestes getötet wurde. Als nun heute wieder ein Mord während der Wiesn geschieht, scheinen da Verbindungen zu bestehen.

Wurde der eine Mord mit einem Hendlspieß begangen, so findet man die zweite Leiche in einem Fass voller Blut. Dennoch gibt es Parallelen, gibt es Spuren, die hinweisen auf Verschwörungstheoretiker, auf mafiöse Strukturen in Bierkonzernen und anderen Wirtschaftszweigen, die am Oktoberfest gut verdienen.

Dank ihre Freundes Ferdl, des Managers im Vier-Sterne-Hotel Monarch, wohin sie sich immer verkriecht, wenn sie Seelentrost braucht, kommt Gundi in Kontakt mit interessanten Zeugen, die ihr willkommene, aber nicht immer auch zielführende Informationen geben.

Katharina Lukas lässt ein sehr sympathisches Ensemble auftreten, Figuren mit liebenswerten Eigenheiten und ortstypischen Marotten. Die Dialoge sind natürlich und lebensnah, flüssig geschrieben und wirken sehr authentisch. Mit großem Geschick gelingt ihr die Schaffung von Atmosphäre und Lokalkolorit, lässt sie die Leserin die bairische Gefühligkeit spüren.

Der Schreibstil ist leichtfüßig und angenehm unaufgeregt. Dennoch kämpft der Roman mit dem typischen Problem von Cold-Case-Krimis: Die Spannung geht nahezu völlig verloren, wenn der zu lösende Fall viele Jahre alt ist. Dazu kommt, dass beide Opfer ausgesprochene Unsympathen waren, denen kaum jemand eine Träne nachweint, die Empathie der Leserin also so gut wie nicht geweckt wird.

Zudem wird zwar sehr viel interessante Information zu historischen und politischen Zusammenhängen vermittelt, so dass man die Gesamthandlung durchaus besser einordnen kann. Allerdings geht auch das leider zu Lasten der Spannung, auf Seite 80, 90, 100 ist immer noch nicht wirklich etwas passiert, keine Ermittlungen kommen in Gang, niemand recherchiert irgendetwas, es wird nur über Bayern, die CSU, Politik, das Oktoberfest diskutiert, aber die Handlung schreitet nicht wirklich entscheidend voran. Da fehlt dann etwas der Dampf, das Tempo.

Alles in allem ein nicht unangenehmer, für Freunde Münchens und Bayerns sicher interessanter Kriminalroman, der jedoch so seine Längen hat.

Katharina Lukas – Herrschaftszeiten no amoi!
gmeiner, August 2022
Taschenbuch, 281 Seiten, 13,00 €

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