Fabienne Maris – Hitzewelle

Noch ein in diesem Jahr erschienener Roman, der in einem heißen Sommer spielt. Aber ein heißer Tipp!

Im Mittelpunkt des Romans steht Jonathan, der zu Beginn der Handlung 35 Jahre alt wird. Er ist ein sehr einsamer, sehr stiller Mensch, ein Mann mit festen Gewohnheiten. So geht er samstags in den Supermarkt, sonntags holt er sich die Zeitung und Brot im Laden nebenan. Er schlägt die Zeit tot mit Kreuzworträtseln und mit Fernsehsendungen.

Im Supermarkt an seinem besagten Geburtstag begegnet er der Kassiererin Laura, die ihn fasziniert, die er nicht mehr aus seinen Gedanken bekommt. Während er dennoch weiter seinen Gepflogenheiten folgt, seiner Arbeit auf der Behörde nachgeht, auch wenn es nichts zu tun gibt, ist es in der Stadt mörderisch heiß. Die Hitze flirrt auf den Straßen, die Bäume und Blumen vertrocknen, die Menschen leiden. Und immer wieder fällt der Strom aus.

Aufgrund dieser Problematik gerät Jonathan in Kontakt mit seinen Nachbarn, die er zwar kennt, weil fast alle schon ewig im Haus wohnen, nur kommuniziert hat er bislang fast gar nicht mit den Menschen in den anderen Wohnungen. Doch nun wird er durch die Umstände zum Handeln verleitet, lernt andere Menschen kennen und er trifft Laura wieder.

Während die Hitze immer mehr zunimmt, die Stromausfälle häufiger werden und schließlich auch noch die Wasserversorgung bedroht ist, taut Jonathan immer mehr auf. Dazu tragen auch seine behördlich verordneten Besuche bei einer Therapeutin bei, die ihn dazu bringen, über seinen Lebensstil zu reflektieren.

Der Debütroman der noch jungen Schweizer Autorin ist die bezaubernd warmherzig erzählte Geschichten einer Entwicklung, einer „Menschwerdung“. Ohne Schmalz, ohne Kitsch, aber auch ohne zu werten oder zu urteilen, dafür aber mit großer Zuneigung zu ihrem Protagonisten schildert sie die Verwandlung des Einsiedlers zu einem teilhabenden jungen Mann.

Wunderbar ist hier besonders das Bild des wachsenden Grüns auf seinem Balkon, mit üppigem Tierleben zwischen den Ranken – ein absolut gelungenes Symbol für das zunehmende Leben im Leben des Jonathan.

Einzig die etwas mystisch anmutende Szene kurz vor Ende des Romans, eine Art Rausch, ist mir etwas zu künstlich, etwas zu übertrieben, sie passt irgendwie nicht zum Rest der Schilderungen, der Handlung. Die die Entwicklung des Protagonisten in gut dosierten und nachvollziehbaren Schritten darstellt. So kann es überzeugen. Bitte gerne mehr von dieser Autorin.

 Fabienne Maris – Hitzewelle
atlantis, Juli 2022
Gebundene Ausgabe, 157 Seiten, 22,00 €

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