Bettina Reimann – Aller-Wolf

Ein Krimidebüt, das absolut gelungen ist. Bettina Reimann, Journalistin mit ganz offensichtlich kriminalistischer Spürnase, stellt ein sehr sympathisches Ermittlertrio vor, das auf Fortsetzungen hoffen lässt.

Es ist ein solider, klassischer Kriminalroman, den man mit großer Freude und noch mehr Spannung liest. Denn das ist er, durchgängig spannend, mit immer neuen Wendungen, fast könnte man ihn einen Pageturner nennen – ich jedenfalls habe ihn in einem Rutsch ausgelesen.

Mittelpunkt der Handlung ist ein ehemaliger Gutshof, der nun zu Hotel und Restaurant umgebaut ist. Geführt wird das Unternehmen von Anna Blume-Kamphusen und ihrem Mann, der jedoch meist an seinem Herd in der Küche verbleibt. Annas Vater, der ehemalige Kriminalhauptkommissar Carsten Blume, lebt ebenso auf dem Anwesen wie auch – zumindest vorübergehend – ihre Tochter Flora, ihres Zeichens Bloggerin.

Alle drei werden nun in einen Fall hineingezogen, der auch ihre Familie betrifft. Vor geraumer Zeit, immer im Abstand von je zwei Jahren, verschwanden drei Frauen, ein davon die Tante Annas. Flora insbesondere, auch um sich über die Trennung von ihrem Freund zu trösten, beginnt nachzuforschen. Dabei geraten sie tief in die Geocaching-Szene. Bald finden sie auch einiges Neues heraus, auch wenn insbesondere Carsten Blume, Floras Großvater und Ex-Polizist, seine Damen immer wieder ermahnen muss, die Ermittlungen den Profis zu überlassen.

Bettina Reimann erzählt flüssig und flott, da ist kein Wort zu viel, kein Abdriften in zu detaillierte Beschreibungen oder vordergründig tiefgründige Grübeleien – übrigens ein Aspekt, der mir hier besonders positiv auffiel, ist es doch heutzutage (leider) immer mehr Mode, die Ermittler, egal ob Profi oder Amateur, mit allfälligen psychischen Problemen auszustatten. Das erspart uns die Autorin dankenswerterweise.

Nur die immer wieder kommenden Einschübe aus Sicht des Täters, die hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Sie bringen die Handlung nicht voran, was man über seine Psyche erfährt, kann man sich denken, weil aus vielen anderen Roman bekannt, und die Identifizierung erleichtern sie auch nicht. Denn das ist ein weiterer lobenswerter Aspekt dieses Krimis: bis zuletzt bleibt die Leserin im Unklaren, wer denn nun der Täter ist. Allein hierfür: Chapeau, Bettina Reimann.

Fazit: ein netter, lesenswerter Krimi, der Appetit auf mehr macht.

Bettina Reimann – Aller-Wolf
Gmeiner, Juli 2022
Taschenbuch, 314 Seiten, 14,00 €

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