Eva Pantleon – Ein Stern macht noch keinen Himmel

Das nenne ich hohe Kunstfertigkeit: die perfekte Balance zu finden zwischen Heiterkeit und Schwermut. Genau dies gelingt Eva Patleon in ihrem neuen Roman, der mir mindestens so gut gefällt wie ihr Debüt im vergangenen Jahr.

Der Klappentext beschränkt sich fast ganz auf die Andeutung der humorvollen Liebesgeschichte zwischen Janne, der dynamischen Landärztin, und Leon, dem sie unerwartet wiederbegegnet und der, trotz ihrer wirklich sehr unerfreulichen ersten Begegnung, nun ihr Herz im Sturm erobert. Besorgt und erfreut beobachtet werden sie dabei von Jannes besten Freunden Ella und Konrad. Doch es schwirren noch viele weitere sympathische, schrullige Menschen um sie herum.

Eine dieser Personen ist Jannes Mutter. Sie ist schwer manisch-depressiv, so dass Janne stets, sobald ihre Mutter sie braucht, alles stehen und liegen lässt und zu ihr eilt. Und das, trotz ihres sehr gestörten Verhältnisses, denn in Jannes Kindheit gibt es einen schwerwiegenden Vorfall, in dem auch ihr kleiner Bruder Benny eine entscheidende Rolle spielt. Doch leider kann sich Janne überhaupt nicht daran erinnern, was damals vorfiel. Sie weiß nur, dass ihr verhasster Großvater darin auf keine gute Weise verwickelt ist. So, zwischen neuer Liebe und altem Schmerz taucht Janne immer tiefer ein in das Dunkel dieser Vergangenheit, versucht herauszufinden, was damals geschah.

All das erzählt Eva Pantleon einerseits erfrischend leichtfüßig, mit spritzigen, witzigen Dialogen, vor allem zwischen Janne und Leon, so dass man beim Lesen immer wieder vergnügt schmunzelt. Andererseits aber schafft sie es mit krassen, starken Bildern die Zerrissenheit und Verzweiflung Jannes über dieses schwarze Loch in ihrem Gedächtnis ebenso zu beschreiben wie die depressiven Schübe ihrer Mutter. Überhaupt, die Bilder sind Eva Pantleons Stärke, die Metaphern und Vergleiche, die sie verwendet, um die Stimmungen, Emotionen und das Verhalten ihrer Figuren zu zeigen, sind immer wieder prägnant und perfekt gewählt.

 Wenn mich überhaupt etwas gestört hat bei diesem Buch, dann die ausschließliche Konzentration des Klappentextes auf die Liebesgeschichte. Die dunkle Seite der Handlung wird lediglich mit einem Satz angedeutet. So ist man als Leserin nicht gut vorbereitet auf diesen Schwenk im Plot. Die Lektüre dieses Romans ist nichtsdestotrotz eine große Freude und so hoffe ich, dass uns diese Autorin noch viele Bücher schenkt.

Eva Pantleon – Ein Stern macht noch keinen Himmel
Rowohlt polaris, April 2022
Klappenbroschur, 447 Seiten, 16,00 €


Schau auch hier: Eva Pantleon – Das Leben irgendwo dazwischen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert