Eva Pantleon – Das Leben irgendwo dazwischen

Zugegeben, nach den ersten drei Seiten dachte ich, das wird schnulzig. Aber zu früh verurteilt – nach der vierten Seite habe ich den Roman nicht mehr aus der Hand gelegt. Die Familie bekam nichts zu essen und auch der Kater musste hungern, bis ich das Buch zu Ende geschmökert hatte.

Die Autorin, in Norddeutschland lebende Journalistin, legt mit diesem „Leben“ ihren Debütroman vor. Und der lässt auf viele folgende hoffen.

Dido, Anfang 30 und seit Jahren an ihrer Dissertation nagend, verdient sich ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Schnulzenartikeln für „Die goldenen Tage“, einer Zeitschrift für die besten Jahre, sowie stundenweiser Aushilfe im Antiquariat von Hans, einem über 80-jährigen Buchhändler. Trotz dem inzwischen acht Jahre vergangen sind, leidet sie noch immer unter dem Scheitern ihrer Beziehung zu Lukas. Der nun plötzlich und unvorbereitet wieder in ihr Leben tritt.

Dido soll nämlich für die Zeitschrift einen Artikel schreiben über die Schriftstellerin Elisabeth Mathiessen, die sich noch nie hat interviewen lassen. Durch Zufall findet sie heraus, dass zwischen Hans und Elisabeth eine Verbindung bestand. Doch bevor sie von Hans mehr darüber erfahren kann, erleidet dieser einen Herzinfarkt. Er kann Dido gerade noch bitten, Elisabeth für ihn zu finden. Gesagt, getan, sie macht sich umgehend auf die Suche.

Damit beginnt eine mehr als abenteuerliche Reise nach Russland. Zum Glück stellt sich Lukas als große Hilfe an ihre Seite, was zwar zu Turbulenzen in ihrem Herzen, aber auch zu Erfolg bei ihrer Suche führt.

Bevor jedoch das zu erwartende Happy End erreicht werden kann, legt die Autorin den Protagonisten noch viele Stolpersteine in den Weg, im doppelten Wortsinn. Denn ein wenig überfrachtet ist der Roman dann doch, eben zum Beispiel, wenn es um Judenverfolgung (Stolpersteine zur Erinnerung) geht, um den russischen Geheimdienst, um Kriegsgefangene, Verrat und Eifersucht, Familienbeziehungen und noch vieles mehr. Dabei wird all das herrlich leichtfüßig erzählt, die Ich-Erzählerin Dido nimmt sich selbst nicht immer so ernst und so schildert sie ihre Abenteuer mit Lachen und Weinen, mit herrlich abgedrehten Metaphern und Vergleichen. Da verschmerzt die Leserin auch all die Russland-Klischees, von denen Eva Pantleon kaum eines aussparte und die etwas rührseligen Szenen um die alten Herrschaften.

Und dann ist er eben doch schnulzig, dieser Roman um die Liebe und die vielen Umwege, die sie manchmal oder oft gehen muss, und um das Leben irgendwo dazwischen. Aber vielleicht gerade deswegen ist die Handlung eben auch regelrecht spannend, denn natürlich möchte die Leserin unbedingt erfahren, was es mit der Lebensgeschichte von Hans und Elisabeth auf sich hat und ob sich Dido und Lukas am Ende in die Arme sinken.

Und so war es gut, dass ich gerade Urlaub hatte, als ich diesen Roman lesen durfte…

Eva Pantleon – Das Leben irgendwo dazwischen
Rowohlt polaris, Mai 2021
Klappenbroschur, 461 Seiten, 16,00 €

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