Warum schreibe ich eigentlich?

Warum ich schreibe? Das frage ich mich auch. Schreiben ist eine Herausforderung. Eine Art Kräftemessen zwischen mir und dem weißen Blatt. Leider gewinne ich nicht immer. Nicht immer öfter. Nur manchmal. Selten.

Schreiben ist ein Hobby, für dessen Ausführung ich meinem noch größeren Hobby, dem Lesen, genüsslich und ohne schlechtes Gewissen frönen kann – kann ich es doch immer als „Lernen von anderen“ deklarieren.

Schreiben erschafft etwas Bleibendes, etwas, das ich hinterlasse, wie Spuren im Schnee. Es bleibt vielleicht nicht für lange, aber für einen Moment hat es Eindruck gemacht.

Schreiben macht glücklich, mich und andere. In dem, was ich schreibe, können sich andere wiederfinden. Wie die Zuhörerin, die mir bei einer Lesung leidenschaftlich zuruft, dass meine Geschichte exakt die Geschichte ihrer Tochter erzähle, genau deren Gefühle widerspiegele.

Schreiben zerrt an den Nerven. Wenn es nicht vorangeht, ein Termin im Nacken sitzt, die Inspiration sich verleugnet und das weiße Blatt – wieder einmal – siegen will.

Schreiben öffnet den Blick, auf mich und auf andere. Wenn ich verwundert erkenne, dass meine Geschichten meist um das immer gleiche Thema kreisen. Wenn sich ein, mein Stil herauskristallisiert. Wenn ich lerne, andere besser zu verstehen indem ich über sie schreibe.

Schreiben macht Spaß. Die Suche nach dem einen, einzig passenden Ausdruck, nach genau der Formulierung, die meinen Gedanken zum Leser transportieren kann. Das Feilen an Sätzen, Absätzen, Kapiteln. Und vor allem das Erschaffen der Figuren.

Schreiben ist anstrengend. Es führt zu schmerzhaften Verspannungen im Nacken und den Schultern von zu langem Sitzen am Schreibtisch, zu Kopfschmerzen vom vielen Denken, zu Ärger mit Freunden und Familienmitgliedern, die sich vernachlässigt fühlen, zu Selbstverdammung und Verzweiflung.

Schreiben ist lehrreich, es zeigt mir meine Grenzen, aber auch Fähigkeiten, die ich vielleicht bislang gar nicht erahnt hatte.

Schreiben ist eine Leidenschaft, die mit Leiden Freude schafft.

Schreiben schenkt mir ein Ziel, gibt mir Halt und Richtung.

Schreiben erhöht den Koffeinbedarf.

Schreiben vertreibt Einsamkeit.

Schreiben raubt den Schlaf.

Schreiben macht süchtig.

Schreiben macht stolz.

Warum ich schreibe? Ehrlich? Keine Ahnung

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