
Nicht immer ganz nachvollziehbare, sehr kurze und teils witzige Anleitungen
Als Katzenliebhaberin fühlte ich mich natürlich berufen, dieses schmale Bändchen zu lesen. Doch ich muss zugeben, dass es mich ein wenig ratlos machte, denn nicht alles, was der kanadische Komiker und Moderator Stewart Reynolds hier schreibt, ist für mich nachvollziehbar, logisch oder verständlich.
In wirklich sehr kurzen, selten mehr als eine oder eineinhalb Seiten langen Betrachtungen versucht er, das Verhalten von Katzen auf Menschen zu übertragen. Man solle, so der nicht ganz ernst gemeinte Ratschlag, beispielsweise ähnlich wie die Stubentiger, unberechenbar bleiben, wendig und stets seinem Naturell folgen.
Die kleinen Texte sind überschrieben mit Titeln wie „Weigere dich, ein Halsband zu tragen“ oder „Meistere die Kunst des Verschwindens“ oder „Schlag Vorteil aus deiner Niedlichkeit“ oder „Achte darauf, dass deine Krallen immer gut geschärft sind“.
Im letztgenannten Kurztext vertritt Reynolds die Meinung, dass man, wie die Katzen den Gegner, sprich die Faschisten, durch plötzliche Angriffe überrumpeln sollte. Denn diese seien „auf diese Art der kalkulierten Vergeltung nicht im Geringsten vorbereitet.“ (S. 58). Beim Widerstand gehe es nicht „um ständige Aggression – es geht darum, zu wissen, wann du handeln muss. Und wenn der Moment gekommen ist, kratze zurück.“ (S. 59).
Inwieweit sich das mehr oder weniger auf den passenden Umgang mit Faschisten übertragen lässt, muss jeder und jede für sich selbst herausfinden. Manches ist ganz witzig, manches ein bisschen sehr an den (Schnurr-)Haaren herbeigezogen, manches hingegen mag durchaus in die Praxis umsetzbar erscheinen.
Ehrlich gesagt konnte ich in diesen und ähnlichen Vorschlägen, selbst wenn man Ironie, Sarkasmus und Humor unterstellt, keine wirklich weiterführende Hilfestellung im Umgang mit Faschisten erkennen. Nichtsdestotrotz lasen sich die kleinen Texte recht nett, auch wenn sich vieles oft wiederholt. So viel gibt das kätzische Verhalten dann eben doch nicht her. So umfasst das schmale Buch dann auch nur 71 Seiten, davon einige nur halb gefüllt, andere, jeweils zu Kapitelbeginn mit netten kleinen Zeichnungen.
Besonderen Spaß allerdings machten die vielen, kaum verborgenen Anspielungen auf Trump, immerhin Präsident des Nachbarlands von Reynolds, und vielleicht auch deswegen so treffend und so geschickt eingebaut.
Ein Buch, das unterhaltsam ist, aber am Ende doch irgendwie unbefriedigend bleibt.
Stewart Reynolds – Von Katzen lernen, den Faschismus zu überstehen
Originaltitel: Lessons from Cats for Surviving Fascism
aus dem Englischen von Hanna Große
hanserblau, Oktober 2025
Gebundene Ausgabe, 71 Seiten, 12,00 €