Einzelne Ausschnitte aus dem Leben der genialen Autorin in interessanten Zeichnungen
Nachdem ich gerade voller Vergnügen die Biografie über Jane Austen aus der Feder von Elsemarie Maletzke lesen durfte, musste ich natürlich auch nach dieser Graphic Novel greifen. Die mir einerseits durchaus auch gefiel, andererseits meiner Meinung nach auch ein paar Nachteile hat.
So hätte ich die in diesen Bildern erzählte Geschichte vermutlich weniger bis gar nicht verstanden, hätte ich eben nicht besagte Biografie kurz vorher gelesen. Das ermöglichte mir, die in den Dialogen genannten Personen zu erkennen und die jeweilige Einordnung.
Denn diese Graphic Novel, so nett die Idee ist, ein Leben auf diese Weise zu schildern, greift eben nur einzelne Episoden heraus. Sie konzentriert sich vor allem auf die Beziehung zwischen Jane und ihrer älteren Schwester Cassandra. Die beiden verband eine innige Liebe, ein immerwährendes Verständnis und ein großer Zusammenhalt. Der, im Falle von Cassandra, noch über Janes Tod hinaus Bestand hatte.
In dem Zusammenhang, die kleine Abschweifung sei erlaubt, empfehle ich die auf ARTE gezeigte Mini-Serie „Miss Austen“, sicher noch in der Mediathek abrufbar, in welchem es gerade um das Verhältnis zwischen den beiden Schwestern geht.
Die vorliegende Graphic Novel liest sich flüssig, man fliegt durch die Seiten, wie es bei einem „Comic“ ja üblich ist. In einzelnen, chronologisch abfolgenden Kapiteln erzählen die Autorin Janine Barchas und die Illustratorin Isabel Greenberg vor allem von den Schwierigkeiten, denen unverheiratete Frauen im 18. und 19. Jahrhundert ausgesetzt waren. Diesem Thema hatte auch schon Elsemarie Maletzke in ihrer Biografie einen Schwerpunkt gesetzt. Frauen, die keinen Mann hatten, der sie finanziell versorgte, waren vom guten Willen ihrer Brüder, Väter oder anderer Verwandte abhängig. In ähnlichem Maße galt das auch für Witwen, wie man an Janes Mutter sehen kann. Alle drei Frauen, Mrs Austen, Jane und Cassandra waren zu mehreren Umzügen gezwungen, je nachdem, wie viel Geld ihnen zur Verfügung stand. Erbschaften machten nur Männer, Frauen gingen in der Regel leer aus.
Neben diesem Thema widmet sich das Buch auch den Versuchen Jane Austens, ihre Bücher bei Verlagen unterzubringen. Was viele Jahre lang nicht mit Erfolg gekrönt war. Erst spät wurde ihr Können anerkannt, wurden ihre Bücher verlegt, manche gar erst posthum.
Die Zeichnungen in diesem Buch wirken auf den ersten Blick sehr simpel, ja man ist versucht zu sagen, da könne ja ein Kind besser. Doch manches wird dann auf den zweiten Blick sichtbarer. Dennoch fiel es mir in etlichen Szenen schwer, zu erkennen, welche gezeichnete Frau nun wer ist, wer denn was zu wem sagt. Viele Szenen beginnen mitten in einem Gespräch und enden ohne Ende.
Eingeschoben, diese dann in viel leuchtenderen Farben als die Alltagsereignisse, sind Ausschnitte aus Jane Austens Werken. Wobei hier dann besonders Wert darauf gelegt wird, zu zeigen, wie sehr Jane von ihren eigenen Erlebnissen und besonders ihren Beobachtungen der Menschen um sie herum beeinflusst wurde und wie viel davon sie in ihren Romanen verarbeitete.
So recht erschloss sich mir nicht, nach welchen Kriterien die Autorin und die Illustratorin die jeweiligen Szenen aus Austens Leben für ihr Buch auswählten. Manche erscheinen recht belanglos, andere dagegen durchaus wichtig für die weiteren Geschehnisse.
Insgesamt ein durchaus ansprechend gestaltetes Buch, Besonders hervorzuheben ist das am Ende des Buchs angefügte, sehr ausführliche Glossar, das vor allem die einzelnen Aussagen – die alle authentisch sein sollen und Janes oder Cassandras Briefen entnommen wurden – erläutert, teils in Beziehung zu Austens Romanen setzt oder die zeitlichen oder geografischen Zusammenhänge erläutert. Dieses Glossar ist wirklich sehr nützlich für die Lektüre der Graphic Novel.
Janine Barchas und Isabel Greenberg – Jane Austen: Ihr Leben als Graphic Novel
Originaltitel: The Novel Life of Jane Austen. A Graphic Biography
aus dem Englischen von Eva Bonné
Penguin, August 2025
Gebundene Ausgabe, 144 Seiten, 25,00 €