Die Idee, einen Krimi um ein Bestattungsunternehmen herum zu entwerfen, ist ja nun wirklich nicht neu. Hier ist es diesmal die Tochter des Bestatters, ihres Zeichens Assistenzärztin an der Charité, die sich zur Mordermittlerin aufschwingt.
Betty Pabst nimmt sich einen Burnout und reist, um sich von der anstrengenden Tätigkeit in der Klinik zu erholen, nach Hause nach Bielefeld zu ihrer Familie. Vater, Mutter und Bruder empfangen sie weniger herzlich, als sie erwartet, alle scheinen irgendwelche Geheimnisse voreinander zu haben.
Vater Pabst hat gerade eine neue Leiche ins Haus bekommen, die an einem Bienenstich gestorbene Inka Binder-Manke. Betty aber beginnt, die angegebene Todesursache anzuzweifeln und startet ihre eigenen Recherchen, zumal der zuständige Kommissar – zufälligerweise ein Jugendschwarm Bettys – ihren Verdacht nicht zu teilen scheint.
Verdächtige gibt es reichlich. Die Tote führte eine Yoga-Schule, ein Esoterik-Institut. Alle dortigen Mitarbeiter geraten in Verdacht, alle hätten ein Motiv und eine Gelegenheit gehabt. Und nicht nur unter den Schamanen und Reiki-Anhängern gibt es Verdächtige, auch in Bettys Familie. Zumindest kommt es ihr so vor, haben doch alle drei Familienmitglieder in irgendeiner Form eine Beziehung zum Institut der Toten.
Diese Zusammenfassung klingt unterhaltsamer als der Roman ist. Die Handlung ist recht dröge, die Figuren sehr flach und Spannung so gut wie nicht vorhanden. Besonders die Ausgestaltung der Figuren lässt sehr zu wünschen übrig, es fehlt Tiefgang, Hintergrund, es fehlen Gefühle, Charakterisierung, Lebendigkeit. Dinge werden angerissen, aber nicht vertieft. So Bettys Weigerung, den Führerschein zu machen. Das wird immer mal wieder thematisiert, aber nicht aufgelöst.
Die Dialoge sind ebenfalls reichlich farblos, teils platt und wenig handlungstreibend. Die Auflösung schließlich ist etwas schwerfällig, wenn auch mit einem interessanten Twist eingeleitet.
Alles in allem ein seichter, oberflächlicher Kriminalroman. Falls hier eine Reihe um die Ermittlerin Betty Pabst angedacht ist, so steht zu hoffen, dass der Autor seiner Figur etwas mehr Sorgfalt widmet.
Paul Lüdicke – Sarg niemals nie
Ullstein, Oktober 2021
Taschenbuch, 302 Seiten, 12,99 €