
Konditorin kämpft um ihren guten Ruf – leider etwas humor- und spannungsarmer Weihnachtskrimi
Da ist sie wieder in ganzer Pracht, Annemie Engel, die mit scharfem Spürsinn gesegnete Konditorin. Als in ihrem Café Engelsstübchen eine junge Frau nach dem Verzehr einer von Annemies Torten stirbt, gerät sie und damit ihre Backkunst schnell in Verruf. War die Torte vielleicht vergiftet?
Das Internet explodiert und Annemie wird verunglimpft. Zuerst versteht sie, die diesen modernen Unsinn mit den Sozialen Medien komplett ablehnt, gar nicht, was das für den Laden und ihren Stand auf dem Weihnachtsmarkt bedeutet. Doch als die Kunden wegbleiben, entscheidet sie, zu handeln.
So macht sich die Hobbydetektivin auf die Socken, um herauszufinden, woran die junge Mutter wirklich starb. Unterstützung findet die resolute ältere Dame bei ihrem Verlobten Werner, seines Zeichens Buchhändler, ihrer Freundin Gerburg, Inhaberin eines gutgehenden Wollegeschäfts, sowie deren neuem Freund Thilo, einem Elektriker. Die vier nicht mehr ganz taufrischen Spürnasen begeben sich auf Ermittlertour, suchen nach Motiv und Täter bzw. Täterin.
Dabei bringt Annemie ungewollt nicht nur sich selbst, sondern auch ihre kleine Enkelin Nölli in Gefahr. Doch natürlich findet die durchsetzungsstarke Konditorin am Ende die Lösung und kann den Fall aufklären, auch wenn sie sich damit nicht immer ganz astreiner, sprich legaler Methoden bedient.
Während der Ereignisse wird viel gebacken, viel Süßes verspeist, es werden viele Gespräche geführt. So beispielsweise, wenn Annemie und Werner sich als Spendensammler ausgeben und dabei Nachbarn der Toten ausfragen wollen. Oder wenn Annemie die Freundinnen der Toten, allesamt junge Mütter, auf dem Spielplatz beobachtet und dabei aushorchen möchte.
Hier an dieser Stelle wie auch an anderer gelingt es Elke Pistor nicht ganz, die übelsten Klischees zu umschiffen, wobei man da durchaus Absicht vermuten kann, denn genau das sorgt für einen gewissen Witz. Ansonsten ist der Roman diesmal leider eher recht humorlos, ganz anders als man es sonst von dieser fleißigen und von mir immer sehr geschätzten Autorin eigentlich gewöhnt ist. Der running gag mit Annemies stetem überstark betonten Hinweis auf ihren Konditiorinnenstatus läuft sich irgendwann tot.
Auch Spannung kommt nicht so recht auf, das Mordopfer bleibt blass und so weckt es kein wirkliches Interesse an der Aufklärung. Das Mordmotiv wirkt auf mich nicht wirklich schlüssig, alle Figuren abseits von Annemie selbst bleiben farb- und profillos. Die einzige Szene, in der Annemie in wirkliche Gefahr gerät, hat zwar durchaus ein gewisses Spannungspotenzial, da es sich aber um einen leichten Weihnachtskrimi handelt, weiß man einfach, dass das Ganze gut ausgehen muss (was keinerlei Vorwurf darstellen soll).
Allerdings wurde ich diesmal vor allem so gar nicht warm mit der Protagonistin. Annemie Engel hat etliche Sympathiepunkte bei mir eingebüßt, die sie im vorigen Band bei mir sammelte. Durch ihre zu stark betonten Schrullen, ihre Sturheit, ihren Altersstarsinn und die übertriebene Ablehnung moderner Errungenschaften wie Internet, Sozialen Medien usw. (was am Ende dann ganz plötzlich für sie überhaupt kein Problem mehr darstellt).
Hingegen mag ich ihre Resolutheit, ihr sich nicht einschüchtern lassen und ihren moralischen Kompass. Auch wenn sie mir letzteren zu viel heraushängen lässt, zu oft den Zeigefinger hebt. Das alles dämpft das Vergnügen an diesem Krimi. Ein bisschen wirkt das Ganze auf mich wie eine zu früh aus dem Ofen genommene Torte.
Elke Pistor – Kipferl, Killer, Kerzenschein
emons, September 2025
Taschenbuch, 254 Seiten, 15,00 €
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