Temporeicher, stilistisch sehr moderner Roman um zwei Außenseiter

Unter den inzwischen über 800 Rezensionen, die ich verfasst habe, finden sich nur sehr wenige Bücher, die ich abgebrochen habe. Dieses hier ist leider eines davon.

Dabei sind weder die Handlung noch das Thema der Grund. Die Figuren sind durchaus  sympathisch und das Tempo in dieser Geschichte ist sehr hoch. Auch wenn, wie es ja durchaus und bedauerlicherweise öfter vorkommt, der im Klappentext genannte Handlungsteil, wegen welchem man das Buch lesen möchte, erst sehr spät im Roman folgt.

Es geht um Masha und Iggy, zwei junge Menschen, die irgendwie haltlos durchs Leben treiben. Sie sucht auf allen möglichen Portalen nach einen Mann für Sex. Und er? Sieht, oder versucht es, überall nur das Positive, schwebt irgendwie über allem, träumt davon, Filme zu machen. Sie treiben viel Unsinn, klauen unter anderem zusammen mit zufällig getroffenen anderen jungen Leuten einen Baum, tragen ihn durch die nächtliche Stadt, um ihn als Liebespräsent eines der Männer vor dem Haus von dessen Angebeteter aufzustellen.

So wirr und ziellos geht es durch die Seiten. Doch es ist vor allem der Stil, der mir nicht behagte, der mich ratlos und hilflos machte. Das bedeutet nicht, dass die Schreibweise des Autors, dessen Debütroman dies ist, schlecht ist, sie spricht mich nur leider ganz und gar nicht an.

Viele Sätze wirkten auf mich zusammenhanglos, wirr, sinnentleert, wie auch die Dialoge.  Ich fand keinerlei Zugang, weder zu den Charakteren noch zum Plot. Sehr viel bleibt in meinen Augen dabei oberflächlich, wird angerissen, abgehandelt. Das Tempo ist fast zu hoch, Szenen wechseln schnell, zu schnell. Die Sprache aber ist es vor allem, die mich nicht erreichen konnte. Daher habe ich die Lektüre nach knapp der Hälfte schließlich aufgegeben.

Dabei ist mir wichtig, zu unterstreichen, dass ich den Roman nicht schlecht finde, dass ich ihn nicht verurteile, gerade weil er durch diesen Stil ungewöhnlich und besonders, vielleicht besonders modern, ist. Er trifft nur eben leider so überhaupt nicht meinen Geschmack.

Caspar-Maria Russo – Prinzip Ungefähr
Residenzverlag, Januar 2025
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten, 25,00 €