Kitschige Schmonzette um eine sich in Trauer und Einsamkeit vergrabende Protagonistin
Das Beste an diesem Roman war noch das Setting, denn die Geschichte spielt in der Bretagne, ein echter Sehnsuchtsort. Hier lebt die Hauptfigur Eleni, allein in einem abgelegenen Haus mit großem Garten. Das Haus gehörte früher ihren inzwischen verstorbenen Großeltern, bei denen sie aufwuchs.
Denn Elenis Mutter war eine Forscherin, die lieber durch die Welt reiste als ihre Tochter aufwachsen zu sehen. Auch sie ist längst gestorben, als Eleni den Café-Besitzer Théo kennen- und lieben lernt. Schnell werden die Beiden ein Paar und ihm gelingt es, die junge Frau aus ihrer depressiven Einsamkeit herauszulocken. Er schenkt ihr Pflanzen für den Garten und sie lernt wieder zu lachen und zu leben.
Doch Théo stirbt ganz plötzlich nach ein paar Monaten des Glücks und Eleni fällt zurück in ihr schwarzes Loch, geht nicht mehr aus dem Haus, lässt den Garten verkommen. Einzige Gesellschaft ist ihr Kaninchen Anemone. Bis eines Tages jemand beginnt, Briefe und Blumen vor ihre Tür zu legen. Nach und nach taut Eleni dadurch auf, freut sich über die Gaben und beginnt wieder, in ihrem Garten zu arbeiten.
Schließlich trifft sie durch einen Zufall einen ehemaligen Kindheitsfreund wieder. Ab hier wird es derart vorhersehbar, dass man eigentlich gar nicht weiterlesen muss. Denn natürlich – Achtung Spoiler für die, die es nicht eh schon ahnen – steckt Pierre hinter den Briefen und Blumen. Warum, das klärt sich gegen Ende natürlich auf und natürlich gibt es einen Bezug zu Théo.
Der allerdings ist dermaßen an den Haaren herbei gezogen, dass die Geschichte nun wirklich absurd wird, nachdem sie bisher nur extrem kitschig und schmalztriefend war. Auch die Erklärung für Elenis Ängste und Psychosen ist ziemlich weit hergeholt und nicht gänzlich nachvollziehbar. Ihre Aktionen und Reaktionen überhaupt empfand ich als wenig schlüssig.
Dazu kommt ein wirklich sehr simpel gestrickter Schreibstil, freundlich ausgedrückt. Der Roman strotzt von Phrasen, Wortwiederholungen, überdramatisierten Emotionen und seichten Dialogen. In diese sind mal wieder – was ich wirklich überhaupt nicht leiden mag – diverse französische Satzfetzen eingefügt, selten, aber dennoch störend. Was sich erklärt aus dem Tatsache, dass die sich mit einem französischen Pseudonym schmückende Autorin eine deutsche Schriftstellerin ist.
So hoch die Erwartungen an eine nette und emotionale Story sind, die der Klappentext weckt, so enttäuschend ist dann die Lektüre. Aber das ist wie immer Geschmacksache, für Leserinnen, die Schnulzen mögen, ist der Roman sicher empfehlenswert.
Avril Maury – Noch fünfzig Sommer mehr
Ullstein, Mai 2025
Taschenbuch, 312 Seiten, 12,99 €