Trauerredner als unfreiwilliger Ermittler – reicht nicht an die bisherigen Romane des Autors heran
Sein Meisterwerk, die Reihe „Wege der Zeit“ bleibt unerreicht, auch die Qualität seines letzten Romans „Kein guter Mann“ erreicht Izquierdo mit dieser neuen Story nicht. Leider nicht. Denn die Geschichte um den unfreiwilligen Hobbydetektiv Mads Madsen ist zwar einerseits wirklich ganz nett, andererseits aber auch ein bisschen seicht und nur bedingt spannend.
Im Mittelpunkt steht besagter Mads, junger Trauerredner, der zusammen mit seinem Vater lebt, seit dem Tod der Mutter. Seine wesentlich älteren Geschwister haben längst eigene Familie bzw. einen anspruchsvollen Beruf. Befreundet ist Mads mit Fiete, dem Sohn der Bestatterfamilie, bei der er angestellt ist, eben als Trauerredner.
Nun bekommt er einen mysteriösen Brief, der ihn von einem ehemaligen engen Schulfreund erreicht. Dieser ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen und Mads soll die Hintergründe aufklären. Nur widerstrebend folgt Mads der Bitte des toten Freundes, den er lange aus den Augen verloren hatte, weshalb er erst mühsam dessen seitheriges Leben rekonstruieren muss. Doch seine Neugier wird irgendwann gefährlich für ihn, denn Freund Patrick war wohl in nicht so astreine Machenschaften verwickelt und somit in die entsprechende Gesellschaft geraten.
Während Mads also ziemlich amateurhaft recherchiert, ist Freund Fiete frisch und heftigst verliebt und Mads‘ Vater auf Bingo-Mission. Will er doch unbedingt die bisherige ungeschlagene Bingokönigin übertrumpfen, wofür ihm auch nicht ganz so legitime Mittel recht sind.
Die Geschichte ist eine Mischung aus Satire, Humor, ein wirklich winziges bisschen Spannung, ein paar Prisen Gefühl und als Sahnehäubchen ein kleiner Hund obendrauf. Inhaltlich hat das Ganze meiner Meinung nach ein paar ziemlich große Lücken. So erschließt sich mir das Motiv, warum Mads die Ermittlungen angeht und sich damit in große Gefahr begibt, nicht. Ausschließlich aus einer Schülerfreundschaft erklärt sich das m.E. nicht wirklich.
Auch die Figuren sind eher oberflächlich gezeichnet, ihre Beweggründe, ihre Motive, Ziele, was sie antreibt, ist nur angerissen, nicht wirklich vertieft. Dafür wird mehr Gewicht auf den Humor gelegt, was bei der Zeichnung von Mads‘ Vater ganz gut gelingt, die Episoden um ihn sind wirklich witzig, aber auch dieser Witz läuft sich dann doch recht schnell tot.
Insgesamt treten auch zu viele Figuren auf, gibt es zu viele verschiedene Handlungsstränge, so z.B. den um die frühere Freundschaft zwischen Mads und Patrick als Kinder und die Gründe, warum sie sich aus den Augen verloren, oder die Geschichte um die Ehe von Mads‘ Eltern und den Tod der Mutter und dann eben schließlich die Hintergründe für Patricks Ermordung.
Dazu störten mich ein bisschen die vielen Beschreibungen der Straßen und Sehenswürdigkeiten der Handlungsstädte Glücksburg und Flensburg, die manchmal an eine Sightseeing-Tour erinnerten.
Andererseits waren, vor allem Mads und sein Vater, sehr sympathisch, man fühlte sich ihnen nahe, konnte sich gut in sie einfühlen. Diese beiden Figuren wirken lebensnah und lebendig.
So hat mich der Roman zwar gut unterhalten, weil auch der Schreibstil von Andreas Izquirdo wie immer leichtfüßig und flüssig ist. Der Plot allerdings zeigte doch einige Schwächen. Da bereits die Fortsetzung angekündigt ist, bin ich gespannt, wie diese sein wird. Den netten Mads treffe ich auf jeden Fall gerne wieder.
Andreas Izquierdo – Über die Toten nur Gutes
DuMont, September 2025
Klappenbroschur, 315 Seiten, 18,00 €
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