Wer mag schon einen Klugscheißer? Normalerweise niemand. Doch diesen hier, den kann und muss man mögen. Das ist auch der Grund, warum ich den inzwischen dritten Band um diesen Mann, der immerhin lernfähig ist, gerne gelesen habe.
Timo Seidel, seines Zeichens frisch gebackener Referendar, darf, dank seiner Erfahrungen aus der Abendschule, in der er in den letzten Jahren tätig war, schon während seines Referendariats eine Klasse als Klassenlehrer übernehmen. Da er sich oft selbst überschätzt, nur um im nächsten Moment in tiefste Selbstzweifel zu verfallen, ist das weitere Geschehen im Grunde vorprogrammiert.
Die Klasse, die ihm zugeteilt wird, besteht wie zu erwarten, nicht aus braven Strebern. Selbstverständlich gibt es den allseits bekannten Klassenclown, den ständigen Störer, die Besserwisser und so fort. Auch unter den Lehrern sind Nervensägen ebenso vertreten wie immer hilfsbereite Kolleginnen, Esoterikerinnen ebenso wie eitle Referendare. Also ein kompletter Spiegel der realen Welt, möchte man meinen.
Neben den beruflichen Herausforderungen hat Timo noch die privaten zu bewältigen, denn in seiner Beziehung zu Dauerfreundin Daniela muss einiges geklärt werden. An seiner Seite steht seit Beginn seiner Laufbahn die beste Freundin Hanna, die ebenso wie Timo gerade ein Referendariat durchläuft.
All die Episoden, die Streiche der Schüler, die Fehlschläge bei seinen Prüfungen, die nervenden Kollegen, das erzählt Thorsten Steffens genauso flott und munter, wie er es bereits in den beiden Vorgängerbänden getan hat. Seine Sprache passt punktgenau zu Umfeld und Figuren, die Dialoge haben Esprit und auch die Jugendlichen sind authentisch geschildert, ohne dass es künstlich wirkt.
Dennoch sind es mir ein bisschen zu viele Klischees in diesem Roman, sind die Ereignisse ein bisschen zu vorhersehbar, die Figuren zu schablonenhaft. Auch gibt es abgesehen von den einzelnen Episoden in der Schule wenig voranschreitende Handlung, wenig Entwicklung. Natürlich wird die Klasse mit der Zeit handzahm, natürlich wendet sich am Ende alles zum Guten, so wie man es von solch einem Roman erwarten darf. Doch hat mich die Geschichte ein bisschen zu sehr an gleiche Geschichten erinnert, an all die anderen Schul-Romane, in denen die Lehrer vom schlimmsten Feind zum besten Freund der Schüler mutieren.
Das heißt nicht, dass es keinen Spaß macht, den Roman zu lesen. Immer wieder muss man laut lachen, immer wieder erinnert man sich auch (mehr oder weniger gerne) an die eigene Schulzeit. Die Lesefreude entsteht vor allem aus dem flüssigen, leichtfüßigen Stil von Thorsten Steffens. Was zu der Hoffnung Anlass gibt, dass wir noch mehr von ihm lesen dürfen, vielleicht mal aus einer anderen als der schulischen Welt.
Thorsten Steffens – Klugscheißer Supreme
Piper, September 2021
Taschenbuch, 271 Seiten, 15,00 €