Mehr Seniorenposse als -krimi, aber sehr unterhaltsam
Nun also Band drei um Kommissar a.D. Helmut Katuschek, der wieder einmal einen Mord im Seniorenheim aufklären darf. Diesmal erwischt es den zuständigen Arzt, der sich bei Helmut bereits ziemlich unbeliebt gemacht hatte, unterstellte der ihm doch Wahnvorstellungen. Und das nur, weil Helmut mit seinem verstorbenen Freund Herbert Schach spielt.
Besagter Arzt findet sich eines Tages eingezwängt in der Tür des Medikamentenschranks, wo er keines natürlichen Todes starb. Der Schrank wurde durchwühlt, doch Spuren finden sich erstmal nicht. Auffällig verhalten sich die Pflegerin Monika, die ohnmächtig neben der Leiche gefunden wurde, und der Interims-Heimleiter Lennox Bergmann. Zuerst aber gilt es herauszufinden, wer Motiv und Gelegenheit hatte. Letzteres ist in einem Seniorenheim, in dem ständig jemand durch die Gänge wandelt oder bei einem anderen Bewohner ins Zimmer kommt, eher schwierig.
Dieser Zustand der ständigen Überwachung, dazu die permanente Nörgelei seiner Angetrauten Margot, die Entwürdigung und Entrechtung der Insassen, das sind die Dinge, die Helmut Katuschek umtreiben und über die er immer wieder philosophiert. Für ihn wäre dieses Leben, das ihm Margot aufzwang, völlig unerträglich, gäbe es nicht die Rechtsmedizinerin a.D. Frau Dr. Olga Böttcher, quasi seine ehemalige Kollegin, die im selben Seniorenheim wohnt. Wenn sie nicht gerade völlig unvermittelt in ihre Demenzphasen versinkt, in welchen sie Helmut mit ihrem längst verstorbenen Ehemann Karl-Heinz verwechselt, dessen Skelett sie ständig mit sich herumführt, dann ist sie ihm eine große Hilfe bei den Ermittlungen. Gerade die Gespräche zwischen Helmut und Olga sind das Salz in diesem Roman, die Spitzfindigkeiten, die treffend-ironischen Kommentare, die insbesondere sie dabei abgibt, machen einen Heidenspaß.
Dabei stört es dann auch nicht so sehr, dass der Kriminalfall immer wieder ins Hintertreffen gerät, wenn die Geschichten und Episoden um die herrlich skurril beschriebenen Alten und Senilen mehr Raum einnehmen. Neu hinzugekommen zu den bisher bekannten Insassen sind die toughe und sportbegeisterte Elwira und der geheimnisvolle Bert Bo, die sich selbstredend beide ebenfalls sehr verdächtig verhalten.
Der Roman macht wirklich Spaß, wenn man über einige Längen hinwegsieht, die immer dann auftreten, wenn Helmut in immer der gleichen Leier über seine Margot klagt. So witzig das im ersten Band ist, so sehr schleift sich das inzwischen ab, so wie Margots Rolle an sich, der gefühlt manchmal zu viel Raum gegeben wird. Davon abgesehen aber sind wie gesagt insbesondere Helmut, Frau Dr. Olga und deren Freundin Jutta sehr sympathische, halbwegs lebensnahe Charaktere, denen man gerne begegnet.
Wer sich mit den Gedanken trägt, in ein solches Heim einzuziehen, sollte diesen Roman vielleicht lieber nicht lesen, allen andren kann ich ihn guten Gewissens empfehlen.
Julia Bruns – Donnerstag ist Schnitzeltag
dtv, Juni 2025
Taschenbuch, 317 Seiten, 13,00 €
Schau auch hier: Julia Bruns – Tote brauchen keinen Strandkorb und weitere