Elaine Garvey – Die Frau hinter der Bühne

⭐⭐⭐

Mauerblümchen in der rauen Welt des Theaters – nicht gänzlich überzeugende Geschichte

Dies ist wieder einmal so ein Roman, dessen Protagonistin mir fremd blieb, in deren Gefühlswelt ich mich nur schwer einfühlen konnte. Dabei ist Mairéad, die aus einem irischen Dorf nach London kam mit dem Traum, Theaterregisseurin zu werden, durchaus sympathisch.

Sie ist jung, leicht verpeilt, sehr unsicher und vor allem sehr schüchtern. Was dazu führt, dass sie in dem hektischen und ziemlich brutalen Umfeld im Theater, in welchem sie als Kostümbildnerin arbeitet, ziemlich weit unten ist in der Hackordnung. Ihre Aufgaben umfassen so spektakuläre Dinge wie die Risse in den Kleidungsstücken, die die Schauspieler verursachen, zu flicken, täglich die Kostüme der Darsteller, für die sie zuständig ist, zu waschen und zu bügeln.

Dabei gerät sie oft in peinliche Situationen, muss mit dem übergriffigen Verhalten der arroganten männlichen Schauspieler klarkommen und dazu noch die ständige, oft heftige Kritik ihrer Chefin verkraften. Mairéad ist nur ein kleines Glied in der Kette und das spürt sie täglich. In den Arbeitsabläufen, in den Diskussionen, die meist um die Kollegen und Kolleginnen kreisen. Dazu ist sie sehr einsam, lebt in einem gemieteten Zimmer, verbringt ihre Mittagspausen mit Spaziergängen durch die Stadt.

Da stirbt ihre Großmutter und sie muss zurück in das Dorf, wo sie aufgewachsen ist. Hier begegnet sie allen Verwandten, Onkeln, Tanten, ihrer Mutter, dem getrennt lebenden Vater und den Menschen im Dorf. Auch hier wieder ständige Diskussionen, aus denen Mairéad meist ausgeschlossen ist, nur Zuhörerin, es sei denn, sie wird, wie bei der Arbeit, nun auch hier ständig kritisiert, wegen ihrer Kleidung, ihres Berufs und anderem.

So bleibt die junge Frau stets irgendwie in der Schwebe, gehört so richtig weder hier noch dort dazu, muss ihren Platz, ihren Weg erst finden.

Das Ganze wird auf sehr verwirrende Weise erzählt, es treten unfassbar viele Figuren auf, die dazu oft noch mit verschiedenen Namen benannt werden, so dass man beim Lesen ständig die Frage vor Augen hat, wer spricht jetzt eigentlich über oder mit wem. Die Dialogphasen sind oft sehr, wirklich sehr lang, gehen über etliche Seiten, ohne dass man in diesen Gesprächen einen tieferen Sinn erkennen kann, ohne dass eine Handlung geschieht oder vorangebracht wird.

Dazu kommt die sehr verschlungene Erzählweise, der meist unverhoffte Wechsel von aktueller Handlung in einen Rückblick und wieder retour, so dass man erst nach einigen Zeilen begreift, in welchem Teil der Geschichte man sich grade befindet.

So nett die Protagonistin auch dargestellt ist, so wenig konnte sie mich erreichen und so wenig konnte mich dieser Roman erreichen. Das lag weniger am Thema oder an der Figur, sondern eher an der wenig lebendigen Erzählweise.

Elaine Garvey – Die Frau hinter der Bühne
aus dem Englischen von Juliane Zaubitzer
Droemer, April 2025
Gebundene Ausgabe, 220 Seiten, 22,00 €

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