Auch die Drei ist eine gute Note

Wie ich Buchsterne vergebe

Vor einer Weile bat mich eine Autorin, ihren Roman zu rezensieren. Sie wollte aber gerne meine Besprechung vor Veröffentlichung lesen. Warum? Wollte sie meine Rezension beeinflussen, sollte meine Meinung nicht ausgesprochen werden? Natürlich habe ich ihre Bitte abgelehnt. Ich hatte sie vorher „gewarnt“, dass meine Rezensionen immer freundlich und konstruktiv, aber auch gnadenlos ehrlich sind. Das konnte sie wohl nicht vertragen. Und nachdem ich ihren Roman besprochen und mit drei Sternen bewertet hatte, zog sie sich, offensichtlich ziemlich beleidigt, zurück und ward nie mehr gesehen.

Das finde ich ausgesprochen schade. Wenn ich einen Roman oder meinetwegen auch ein Sachbuch veröffentliche, muss ich Kritik aushalten können. Nie wird ein Buch allen Lesern und Leserinnen gefallen, immer gibt es solche, die völlig begeistert sind und andere, die damit nichts anfangen können. Und immer gibt es in einem Buch Details, die der eine besonders mag und die eine andere furchtbar stören.

Dennoch bin ich der Überzeugung, dass drei Sterne keine Verurteilung eines Buchs sind. Auch drei Sterne sind immer noch eine positive Beurteilung.

Damit man einmal versteht, wie ich die Sterne – von denen ich im Grunde nicht viel halte, die aber in allen Bewertungsportalen gefordert werden – vergebe, hier eine kleine Aufschlüsselung. Natürlich sind die Kriterien nie alle zutreffend, gemeint ist immer eine Auswahl davon.

⭐️

Ich habe das Buch abgebrochen oder nur mühsam zu Ende gelesen. Es hat mich zwar einigermaßen unterhalten, aber nicht überzeugt. Es enthält Logikfehler, der Plot ist mangelhaft aufgebaut, die Handlung und die Erzählweise sind langweilig, der Stil stümperhaft und anstrengend.

⭐️⭐️

Es hat mich unterhalten, aber der Stil hat mir nicht gefallen. Die Charaktere sind schablonenhaft, voller Klischees und ich fand keinen Zugang zu ihnen, sie blieben mir fern. Die Handlung hatte Längen, die Figuren waren flach, die Dialoge abgedroschen oder inhaltsleer, die Witze platt oder die Tropes zu altbekannt.

⭐️⭐️⭐️

Das Buch war eine nette Lektüre, aber ich bin nicht richtig damit warm geworden. Der Plot ist überlegt und der Inhalt durchaus interessant, aber es fehlte das gewisse Etwas. Der Schreibstil war ganz gut, wenn auch nicht perfekt. Es gab ein paar stilistische Mängel und dennoch hat mich das Buch unterhalten, jedoch insgesamt konnte es mich nicht vollends begeistern.

⭐️⭐️⭐️⭐️

Das Buch hat mich gepackt, ich konnte mich völlig auf die Geschichte einlassen. Die Charaktere waren ausgefeilt, die Handlung spannend, die Entwicklung nachvollziehbar und logisch, der Aufbau und die Gestaltung sehr gelungen. Es gab jedoch einige kleinere Mängel, die ein wenig störten.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Absolut gelungenes Buch, ein Highlight, das mich in seinen Bann zog. Alles hat perfekt gepasst, Handlung, Figuren, Stil, Plot, Auflösung – solch ein Buch bleibt im Gedächtnis. Das Ende sehnt man herbei, weil man den Ausgang der Geschichte erfahren möchte, und fürchtet es gleichzeitig, weil es den Abschied von liebgewonnenen Charakteren bedeutet. So soll ein Buch sein. Eventuelle winzige Mängel übersieht man da gerne.

Ich wünsche mir, dass Autorinnen und Autoren Verständnis dafür haben, dass Rezensionen immer nur die aktuelle Meinung einer Person ausdrücken, dass diese Meinung Geschmacksache ist und niemals ein persönlicher Angriff auf die Urheber der Bücher. Mir ist aber vollkommen klar, wie schwer es ist, mit kritischen Meinungen umzugehen, auch und gerade, weil ich selbst ebenfalls schreibe. Doch auch das können wir sicher lernen.

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