Julia Mattera – Wasserballetttage

⭐⭐⭐

Wassergymnastik im Seniorenheim – nicht ganz so wie erwartet

Oscar hat eine Karriere als Schwimm-Champion hinter sich. Diese Karriere, die ihm immer wichtiger war als alles andere, ist auch schuld daran, dass ihn erst seine Frau und später auch sein Sohn verlassen hat. So lebt Oscar einsam und gelangweilt ein Leben als Bademeister, als ihn der Ruf seiner Tante ereilt. Er müsse sich sofort um seine Mutter kümmern, die seit kurzem in einem Seniorenheim wohnt.

Dort angekommen, wird Oscar damit überrascht, dass man ihn als Schwimmtrainer, als Fitness-Coach für die Senioren möchte. Er soll sie animieren, den heimeigenen Pool zu nutzen. Geholfen bei dem Plan, ihn herzulocken, hat seiner Mutter nicht nur seine Tante, sondern auch die Köchin des Heims, die gleichzeitig Mieterin seiner Tante ist.

Man ahnt schon beim Lesen des Klappentextes, worauf das hinauslaufen wird. Doch bis das geschieht, gibt es viele ellenlange Dialoge, viele davon drehen sich um Kochen und Essen. Da ist dieser Roman dem vorigen der Autorin sehr ähnlich, es handelt sich wohl um ihr Lieblingsthema. Doch für die Leserin wird das irgendwann zu viel und zu eintönig, dieses Thema, so lecker die Beschreibungen der Genüsse auch klingen.

Das weitere im Klappentext genannte Ereignis, die Wasserballett-Aufführung, an der die Senioren teilnehmen, geht in diesen vielen, teils auch belanglosen Gesprächen und den ständigen Selbstanalysen Oscars fast unter.

Das ist auch das, war mir diesen Roman recht verleidet hat. Nicht nur die Wechsel der Perspektiven zwischen Oscar und der Köchin Mauricette, sondern das permanente sich selbst Beobachten, Analysieren und über sich selbst quasi ein psychologisches Gutachten zu erstellen. Oscar ist geradezu penetrant damit beschäftigt, sich Asche aufs Haupt zu streuen, seine Selbstvorwürfe wegen des gescheiterten Familienlebens wirken irgendwann nur noch aufgesetzt und werden zu viel.

Dazu packt die Autorin noch die Themen Homosexualität, Altersdiskriminierung, Demenz obendrauf. Nachdem ich ihren vorigen Roman sehr mochte, der ein echter Wohlfühlroman war, waren meine Erwartungen an diesen wohl einfach zu hoch.

Julia Mattera – Wasserballetttage
aus dem Französischen von Monika Buchgeister
Eichborn, August 2023
Gebundene Ausgabe, 269 Seiten, 22,00 €


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