Kristen Bailey – Hat hier jemand mein Liebesleben gesehen?

⭐⭐

Ein gewisses Thema auf 400 Seiten ausgewalzt – kann man mögen, muss man aber nicht

Wie sehr mochte ich ihren vorigen Roman „Wo kann ich bitte meinen Mann zurückgeben?“, eine warme Geschichte mit genau der richtigen Mischung von Gefühl und Humor. Letzteren gab es auch in diesem neuen Buch reichlich, allerdings war er mir zu derb, zu einseitig und zu platt.

Die dreifache Mutter Meg öffnet eines Morgens ein an ihren Mann Danny adressiertes Paket und findet darin einen Dildo. Daraufhin geht ihre Fantasie mit ihr durch, sie malt sich die unmöglichsten Gründe aus, warum er sich ein solches Produkt bestellt. Diese Frage überschattet in den nächsten Tagen ihr ganzes Denken, auch während sie in der kleinen Zeitungsredaktion in ihrer Kleinstadt arbeitet.

Meg – und das wiederum hat mir ungemein gut gefallen – ist die Schwester der Protagonistin aus „Wo kann ich bitte meinen Mann zurückgeben?“, so dass man manche Hintergrundgeschichte über die Familie, die aus fünf Schwestern besteht, schon kennt. In Rückblicken erfahren wir, wie Meg Danny kennenlernte und was in den ersten Jahren ihrer Ehe geschah.

Schließlich findet sie heraus, warum er den Dildo, und nicht nur den, gekauft hat. Daraufhin laufen die Dinge völlig aus dem Ruder. Danny ist – Achtung Spoiler – nämlich Hobbyzeichner und zeichnet weibliche und männliche Geschlechtsteile, Geschlechtsakte und vieles mehr in diesem Zusammenhang. Dafür benötigt er den Dildo und all die anderen ähnlichen Gerätschaften, die er in seiner Firma vor Meg versteckt hat.

Nun wird es völlig absurd, denn die Followerzahlen seiner Social Media Kanäle, auf welchen Danny seine Zeichnungen veröffentlicht, gehen durch die Decke, was zur Folge hat, dass die örtliche Zeitung, bei der wie gesagt Meg arbeitet, unbedingt herausfinden will, wer sich hinter dem Pseudonym des Zeichners verbirgt. Weil aber Meg inzwischen Dannys Hobby unterstützt, ja sogar als sein Model agiert, möchte sie genau das verhindern.

Mir wurde all das irgendwann schlicht zu viel. Ständig wurde über Geschlechtsverkehr gesprochen oder er wurde durchgeführt, als wären alle plötzlich von diesem Thema besessen. Die seichten Witze, die platten Sprüche in diesem Zusammenhang wiederholten sich irgendwann, die Handlung fehlte schließlich fast völlig. Stattdessen reihen sich die Peinlichkeiten, in welche Meg gerät, aneinander, die aber so unrealistisch, so mühsam konstruiert sind, dass man darüber leider nicht lachen kann.

Und schließlich passt der Titel, der ausnahmsweise mal wörtlich aus dem Englischen übersetzt ist, ganz und gar nicht. Denn gerade das Liebesleben von Meg funktioniert nämlich einwandfrei und das auf jeder zweiten oder dritten Seite.

Sorry, aber dieser Roman war nicht nach meinem Geschmack.

Kristen Bailey – Hat hier jemand mein Liebesleben gesehen?
aus dem Englischen von Antonia Zauner
Lübbe, Juli 2023
Taschenbuch, 399 Seiten,  13,00 €


Schau auch hier: Wo kann ich bitte meinen Mann zurückgeben?

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