Herlinde Koelbl – Metamorphosen

In der langen Reihe meiner Projekte ist es das erste Mal, dass keine Menschen zu sehen sind. Doch ein Thema, das sich durch meine Arbeiten zieht, ist geblieben: Veränderung, Vergänglichkeit.“  Mit diesen Sätzen beginnt das sehr kurze Vorwort, das die Fotokünstlerin ihren Fotos vorangestellt hat.

Und so ist es, denn diese Fotos zeigen in der Tat keine Menschen. Unvergessen ihr Band über die frühere Kanzlerin Merkel, ihre Fotos von Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen, unterschiedlichen Posen. Hier nun also Fotos von Pflanzen, von Blüten, Blättern, Stängeln.

Großformatige Aufnahmen, ganz nah dran, an der welkenden Blume, dem vergehenden Blatt. So nah, dass man oft erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennt, was man sieht.

So nah dran, dass die Motive ihre Gegenständlichkeit zu verlieren scheinen, dass nur noch ihr Sein zählt. Ihre Farbe, ihre Form, ihr Vergehen. Es ist faszinierend, durch diesen Band zu blättern, sich auf die Fotos einzulassen, der Fantasie freien Lauf zu lassen. Denn sie macht aus dem Gesehenen noch einmal etwas anderes, vielleicht das, was die Blüte einmal war, vielleicht das, was sie bald sein wird.

Manche der Fotos erschrecken aufgrund ihrer Perspektive, manche verzaubern, andere verwirren, doch alle wirken nach, in allen kann man versinken.

Ein absolut gelungener, faszinierender Fotoband.

Herlinde Koelbl – Metamorphosen
Steidl Verlag, November 2022
Gebundene Ausgabe, 127 Seiten,  45,00 €

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