Libby Page – Inselheimat

aus dem Englischen von Silke Jellinghaus

Eine Familiengeschichte, in der es um Vergangenheitsbewältigung, Aufarbeitung und Versöhnung geht. Darin spielt die Tatsache, dass diese Familie auf einer kleinen schottischen Insel lebt, eine nicht unwichtige Rolle.

Denn als Lorna eines Tages auf die Insel zurückkehrt, nach mehr als zwanzig Jahren, hat sich zwar einiges verändert, vieles aber wird sich nie ändern.

Damals ging Lorna heimlich, in der Nacht, nach einem heftigen Streit, ohne ein Wort. Nun kommt sie zusammen mit ihrer Tochter Ella zurück zur Beerdigung ihrer verstorbenen Eltern, zu denen sie in all den Jahren keinen Kontakt hatte. Ebenso wenig wie zu ihrem jüngeren Bruder Jack, der Lorna ihr damaliges Verschwinden bis heute nicht verziehen hat.

Inzwischen hat Jack eine eigene Familie, ist verheiratet mit Alice und hat eine Tochter, Molly, etwa so alt wie Ella. Während sich die beiden Mädchen auf Anhieb verstehen, müssen Lorna und Alice sich erst langsam annähern und muss Jack erst seine Zurückhaltung aufgeben.

Erzählt wird diese Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Lorna und aus der Sicht von Alice, beides in Ich-Form. Alice ist nicht auf der Insel aufgewachsen, sondern aus Liebe zu Jack geblieben. Nach all den Jahren ist sie aber fest verwurzelt, hat innige Freundschaften geschlossen zu ganz vielen, ganz verschiedenen Frauen. In diesen Kreis muss Lorna sich nun einfinden, darunter sind auch ehemalige Freundinnen von ihr selbst.

Der Roman ist sehr schwerfällig, ständig werden düstere Andeutungen gemacht, insbesondere Lorna kämpft mit ihren Erinnerungen und ihren inneren Dämonen. Das ist mir etwas zu dick aufgetragen an etlichen Stellen, zu sehr dramatisiert. Das wirkt oft zu unrealistisch, zu übertrieben, vor allem in Anbetracht der Zeitspanne, die vergangen ist, seit Lorna die Insel verlies. Die Auflösung, also der Anlass, warum sie das tat, warum ihr Bruder so lange braucht, um sich mit ihr zu versöhnen, ist dann aufgrund der vorherigen Andeutungen, kaum noch überraschend.

Stilistisch ist nichts auszusetzen an diesem Roman, dessen Plot mich jedoch nicht so recht überzeugen konnte.

Libby Page – Inselheimat
aus dem Englischen von Silke Jellinghaus
Ullstein, Juni 2022
Taschenbuch, 397 Seiten, 14,99 €

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert