Ali Hazelwood – Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe

aus dem Englischen von Anna Julie Strüh und Christine Strüh

Wenn man die ganze Zeit, während man ein Buch liest, ein Lächeln (um nicht zu sagen ein breites Grinsen) im Gesicht hat, dann ist klar, dass es ein gutes Buch ist. Oder anders ausgedrückt: eine wirklich wunderbare, herzerwärmende, romantische Geschichte, die der Leserin etliche Stunden verschönt.

Ach ja, ich könnte ins Schwärmen geraten über diesen witzig-anheimelnden Debütroman einer weitgereisten und jetzt in Amerika lebenden Uniprofessorin.

Sie erzählt die Geschichte von Olive, einer reichlich verpeilten, ständig am Rande der Pleite lebenden, dabei unglaublich liebenswerten Doktorandin der Biologie. Um ihrer besten Freundin Anh zu beweisen, dass Olive nichts mehr für ihren Ex-Freund empfindet, an dem wiederum Anh sehr interessiert wäre, küsst Olive auf dem Uniflur den erstbesten Mann, der ihr über den Weg läuft. Leider ist das aber ausgerechnet der gefürchtete, weil tyrannisch-strenge Dozent Adam Carlsen.

Doch überraschenderweise spielt er die Komödie mit, nachdem ihm Olive ihre Beweggründe erläutert hat. Es geschieht, was erfahrene Leserinnen von Liebesromanen erwarten dürfen: Olive und Adam kommen sich immer näher. Sie erkennt, dass er gar nicht so schrecklich tyrannisch ist, sondern vielmehr ein wirklich guter Freund. So entwickelt sie mit der Zeit immer tiefere Gefühle für ihn. Doch erwidert er diese oder hat er vielleicht eine ganz andere Frau im Kopf?

Es kommt zu reichlichen Verwicklungen, schlimmen Missverständnissen und betrüblichen Begegnungen. Zwischen all diesen Herzensangelegenheiten will Olive auch noch ihre Forschungen vorantreiben, wobei sie auf Unterstützung angewiesen ist.

Dieser Roman macht einfach Freude, von der ersten bis zur letzten Seite. Oder, um es mit Jane Austen zu sagen: „Wenn ein Buch gut geschrieben ist, finde ich es immer zu kurz.“ Bei diesem Buch hier stimmt einfach alles. Die Figuren sind so lebendig, so authentisch, die Dialoge spritzig, dabei wirken sie wie aus dem echten Leben gegriffen. Die Handlung fliegt so flott dahin, ist so perfekt inszeniert, dass man mittendrin ist, dass man meint, die Figuren sprechen, agieren zu sehen. Hinzu kommt ihre profunde Kenntnis des Universitätsbetriebs, den sie in ihrem Roman zwar drastisch beschreibt, aber so, dass man auch ihre Liebe zu diesem Umfeld spürt.

Der Humor, der zwischen Olive und Adam hin und her springt, die Nebenfiguren, die plastisch und mit perfekt abgestimmten Hintergrund gezeichnet sind, die Pannen und Erfolge Olives sind mittels liebevoller Vergleiche und Metaphern, mit berührenden oder ironischen Worten wunderbar beschrieben. Dabei schildert Ali Hazelwood sogar – etwas, das man sonst in Romantikkomödien fast nie findet – mit wunderschönen, bildhaften, dabei nie drastischen Worten eine sehr zärtliche Sexszene. Hierfür allein gebührt ihr meine Bewunderung.

Dies gilt ebenso für die beiden Übersetzerinnen, Mutter und Tochter, denen es gelungen ist, diese Spritzigkeit, diese Warmherzigkeit ins Deutsche zu übertragen.

Auch wenn erst Februar ist, weiß ich jetzt schon, dass dieses Buch definitiv ein Jahreshighlight sein wird.

Unbedingte Leseempfehlung für alle Romantikerinnen.

Ali Hazelwood – Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
aus dem Englischen von Anna Julie Strüh und Christine Strüh
Rütten & Loening, Februar 2022
Klappenbroschur, 443 Seiten, 16,90 €

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