Thomas Montasser – Freitags um fünf

⭐⭐⭐⭐

Nicht ganz so berührend wie erwartet, aber eine sehr nette Geschichte

Es sind immer amüsante Romane, die reale Hintergründe mit fiktiven Personen verquicken. Wenn dann noch ein kleines Mädchen auf den waschechten Bundeskanzler trifft, verspricht das Ganze mindestens gute Unterhaltung.

So auch dieser kleine Roman, der davon erzählt, wie Ernst Meister, der Bundeskanzler der Bundesrepublik, gestresst, mit krankem Herz und schwerem Gemüt, sich durch die Tage voller Arbeit, Akten und Aufgaben quält. Bis er eines Tages, weil er an einer ausgeprägten Orientierungsschwäche leidet, versehentlich das Kanzleramt durch eine Seitentür verlässt und dabei einem kleinen Mädchen beim Murmelspiel begegnet.

Die beiden kommen ins Gespräch und verabreden sich für den folgenden Freitag um fünf. Doch Meister erkrankt und muss in die Klinik. Dort erreicht ihn eine Karte des Mädchens mit einer Murmel und Genesungswünschen.

Nun tut der Bundeskanzler, trotz der vielen Termine, Reisen und Debatten, was in seiner Macht steht, um immer freitags um fünf ein paar Minuten Zeit für ein Murmelspiel mit Emma zu haben. Aber immer mal wieder kommt doch etwas dazwischen und mal taucht auch das Kind nicht auf, sehr zu seiner Enttäuschung. Nach und nach erfährt er mehr über Emma, wobei sie viel nicht verrät, nur leise Andeutungen, aus denen er sich einiges zusammenreimt.

In ihren Gesprächen geht es um Freundschaft, um Zusammenhalt, ums Kranksein und Gesundwerden, ums Miteinander, ums Leben. Emma findet einfache Worte, die den Bundeskanzler zum Nachdenken bringen. Nachdenken tut er ohnehin viel, über seinen Job, seine Frau, seine Tochter, sein Leben. Schließlich fließen sogar einige der von Emma geprägten Sätze in seine Reden ein, sehr zur Verwunderung und zur Begeisterung seiner Partei und seiner Frau.

Am Ende wird die Geschichte ein wenig rührselig, arg weihnachtlich-kitschig, so nett und locker sie bis dahin geschrieben ist. Dabei spielen dann auch noch ein Erpel sowie der selbstverständlich ungemein gütige und absolut selbstlose Chauffeur Herr Schnute ziemlich große Rollen.

Insgesamt durchaus ein Roman, der Spaß macht, der gut unterhält, mit sympathischen und halbwegs lebensechten Figuren. Ob man sich einen Bundeskanzler und seine Beziehung zu seiner Arbeit so vorstellen mag, sei mal dahingestellt. Doch die Geschichte regt durchaus zum Nachdenken an, ist aber in Gänze nicht so berührend wie erwartet.

Dennoch möchte ich das Buch gerne weiterempfehlen, auch wenn es nicht ganz den Humor und die Wärme erreicht, wie sie Montasser in seinem Roman „ Eine himmlische Katastrophe“ gelingen, den ich wirklich sehr genossen habe.

Thomas Montasser – Freitags um fünf
Wunderlich, August 2025
Gebundene Ausgabe, 159 Seiten, 22,00 €


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