Neun Schritte zum fertigen Roman – wenn es wirklich so einfach wäre
Die Zweideutigkeit des Titels dieses Buchs ist vermutlich gewollt. Einfach mal drauflos schreiben oder Schreiben ist einfach – beides will der Autor – ein bekannter und anerkannter Schreibcoach – mit seinem Buch vermitteln.
Und es gelingt ihm – zumindest beinahe. Denn die Schritte, die er beschreibt, wirken zuerst wirklich einfach. Sie beinhalten nebenbei noch einige der von Klaus Eckardt selbst entwickelten Methoden, wie das Leuchtturm-Modell, dazu später mehr.
Es beginnt mit einer Frage, die man sich stellen soll, die zu der Geschichte führt, die wir schreiben möchten. Diese Frage mit einem Satz zu beantworten ist der erste Schritt – der ein wenig an den ähnlichen Beginn beim Plotten nach der Schneeflocken-Methode erinnert.
Danach folgt die Entwicklung der Figuren nach dem bereits erwähnten Leuchtturm-Modell. Mit dieser Vorgehensweise arbeitet man sich so nahe wie möglich an die Figur heran, erkundet ihre Visionen, ihre Ethik, ihre Zugehörigkeit, ihre Identität und weiteres mehr. Hierbei ist es wichtig, sich wirklich in die Figur hineinzufühlen. Ebenso wie man vorher, quasi zur Eingewöhnung, das Modell an sich selbst ausprobiert.
Es folgen die nächsten Schritte: Die Entwicklung der Story im Rückwärtsgang, die Disney-Strategie zum Erwecken der eigenen Kreativität, Logline und Exposé sowie schließlich die altbekannte Plotmethode der Heldenreise. All diese Schritte erläutert der Autor ausführlich anhand eines Beispiel-Plots.
Das macht dieses Buch so anschaulich und leicht verständlich, dieses Entwickeln einer fiktiven Geschichte mittels seiner Schritte. Denn so kann man sehr genau verfolgen und nachvollziehen, wie die Schritte helfen, wie sie wirken und ob sie funktionieren.
Schließlich folgt ein „Ausflug in die Erzähltheorie“, wo Eckardt verschiedene Erzähltechniken vorstellt und vergleicht. Schritt acht widmet sich der Entwicklung des eigenen Stils und der letzte Schritt beschäftigt sich mit Schreibblockaden und wie man sie umgeht oder überwindet.
Natürlich ist es am Ende dann doch nicht ganz so einfach, wie Titel und Inhalt uns erzählen. Aber wenn man das Buch von Klaus Eckardt liest, seine Schritte nachvollzieht, sie vielleicht am eigenen Plot, an der eigenen Geschichte versuchsweise anwendet, dann merkt man, wie hilfreich seine Anregungen und Methoden doch sein können.
Der Autor legt dabei auch viel Wert auf die Gefühle, die wir in unsere Geschichte hineinlegen, die wir vor und während des Schreibens entwickeln. Und insbesondere auf die Gefühle unserer Figuren, wobei ihm die sogenannten VAKOG besonders wichtig sind. Diese bezeichnen unsere fünf Sinne sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken (oder mit den lateinischen bzw. griechischen Ausdrücken visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch = vakog). Diese Sinne sollen wir stets heranziehen, immer wieder prüfen, wie diese Sinne unsere Geschichte wahrnehmen, wie die Sinne der Figuren reagieren, angesprochen werden.
Das liest sich hier in der Rezension sehr viel theoretischer und komplizierter als Eckardt das in seinem Buch darstellt. Sein Buch, das ich nur wärmstens und voll umfänglich empfehlen kann für alle, die schreiben, egal ob Erzählungen oder Romane. Auch wenn man vielleicht nicht alles umsetzen möchte oder kann, diese Reduzierung des Schreibprozesses oder vielmehr der Vorarbeiten, bevor es ans eigentliche Schreiben geht, macht das Ganze so anschaulich, so verständlich und vor allem nimmt es dem Schreiben den Schrecken, mindert die Furcht, die man vielleicht hat, vor dem Beginnen, vor dem ersten Schritt.
Ein Buch, das jeder und jede, die schreiben will, gelesen haben sollte. Zu dem es im Übrigen Arbeitsunterlagen auf seiner Webseite zum Herunterladen gibt – ebenfalls ausgesprochen hilfreich und leicht anwendbar.
Klaus Eckardt – Das Einfach-Schreiben-Buch
Paparento Verlag, März 2025
Taschenbuch, 177 Seiten, 20,00 €