Ruth Kornberger – Die Spur der Bambusbären

⭐⭐⭐

Die Frau, die den ersten lebenden Panda in die USA bringt

Nach Büchern über Maria Merian und über die Astronomin Caroline Henschel legt die Autorin nun also einen Roman über die Frau vor, die – um den Traum ihres verstorbenen Mannes zu erfüllen – auf die Jagd geht nach Pandabären in Tibet.

Ruth Harkness – die wirklich gelebt hat – will jedoch kein erlegtes Tier, kein ausgestopftes Museumsstück, sie will einen lebenden Panda fangen. Und reist daher im Jahr 1936 nach China, um von dort eine Expedition nach Tibet zu führen, wo die sagenhaften Bambusbären leben. Von denen noch kaum jemand je ein Exemplar gesehen hat, geschweige denn gefangen.

Natürlich ist das Ganze gerade für eine Frau, zumal zu dieser Zeit, ein gänzlich ungewöhnliches Unterfangen. So daher auch die Reaktionen der Männer, die sie für das Unternehmen braucht. Dazu gehört insbesondere der Fotograf Richard, eine fiktive Figur des Romans, sowie Quentin Young und diverse Gegenspieler, die ihr den Ruhm neiden.

Ruth ist eigentlich ein Partygirl, mehr auf Wirkung, Aussehen und Wohlbefinden ausgerichtet als auf strapaziöse Wanderungen unter gefährlichen Bedingungen. Dennoch lässt sie es sich nicht nehmen, die Expedition selbst anzuführen. Und tatsächlich gelingt es ihr, einen Babypanda zu fangen und nach Amerika zu bringen.

Doch das reicht ihr nicht und so fährt sie ein weiteres Mal nach China. Doch inzwischen herrscht dort Krieg, Japan hat das Land angegriffen. Alles wird nun also viel schwieriger für sie.

Die Geschichte um Ruth Harkness beruht auf Tatsachen, auch wenn die Autorin sie ziemlich ausschmückt. Dabei erzählt sie einmal aus der Sicht von Ruth und mal aus der Perspektive von Richard, der sich immer mehr zu der jungen Frau hingezogen fühlt und von Eifersucht heimgesucht wird.

Die Erzählweise des Romans ist eher recht dröge, die Szenen sind kurz, wie Abrisse, so dass man kaum hineinfindet, da wechseln Ort oder Zeit bereits wieder. Dazu kommt die kühle, wenige emotionale Figur der Ruth, die mir während der gesamten Lektüre fremd, ja manchmal gar unsympathisch blieb. Sie hatte wenig einnehmende Eigenschaften, war oft mehr von Egoismus und Eigensinn denn von Mut oder Gemeinsinn getrieben. Dazu fehlte komplett ihr Hintergrund, ihre Herkunft, ihre eigene Geschichte. Der Roman behandelt lediglich den Teil ihres Lebens, in welchem sie die Pandas sucht. Das sorgt für zusätzliche Fremdheit, es mangelt der Figur an Tiefgang, an Profil.

Auch alle anderen Figuren blieben durchweg blass, Holzschnitte, manchmal fast Klischees. Weder ihre Aktionen noch Reaktionen waren immer nachvollziehbar, schlüssig oder verständlich.

So war der Roman über lange Strecken eher langatmig, um nicht zu sagen langweilig. Es fehlte Tempo, Spannung, Emotion und es fehlten lebendige Dialoge oder eben Figuren. Und es fehlte mir auch der kritische Blick auf das Thema, das Unternehmen, die Einordnung und Bewertung.

In einem kurzen Nachwort wird dann nur noch knapp erklärt, welche Figuren real waren und welche erfunden und wann und wie Ruth Harkness starb.

Ruth Kornberger – Die Spur der Bambusbären
C. Bertelsmann, Juni 2025
Gebundene Ausgabe, 352 Seiten, 22,00 €


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