Der berühmte Maler als Hobbydetektiv – etwas zäher Krimi aus Brüssel
An diesen Roman bin ich mit recht großen Erwartungen herangegangen. Das liest man schließlich nicht oft, einen Kriminalroman mit einer historischen Person als Hobbyermittler. Doch so recht konnte mich die Geschichte um eine Mordserie an jungen Frauen nicht fesseln.
Was nicht am Plot lag, sondern daran, dass sich meiner Meinung nach die Autorin nicht recht entscheiden konnte, ob sie nun einen Krimi oder eine Romanbiografie schreiben möchte. So enthält der Roman viele Informationen über den bekannten belgischen Maler, über seine Ehe mit der innig geliebten Georgette, die er seit Kindertagen kannte, über seine Malerei, seine Freunde, seine Art zu leben.
Dabei gerät die Kriminalhandlung fast in den Hintergrund. Darin geht es um eine Mordserie an jungen Frauen. Alle erhalten anonyme Schreiben, in welchen ihnen geschmeichelt wird, Komplimente gemacht werden und man sie schließlich um ein Treffen bittet. Alles ganz geheim, selbstverständlich. Doch für die Frauen, meist sind es einsame oder unglücklich verheiratete junge Frauen, enden diese klandestinen Treffen tödlich.
Magritte, befreundet auch mit einem der zuständigen Polizeiermittler, sucht Kontakt zu den Angehörigen der Ermordeten, schleicht sich auch schon mal heimlich in ihre Häuser. Vor allem aber beschäftigt ihn die merkwürdige Übereinstimmung zwischen seinen Gemälden und den ermordeten Frauen. Immer wieder ertappt er sich, dass er diese Frauen auf seinen Bildern wieder zu erkennen glaubt.
Seine Frau Georgette unterstützt, ja animiert ihn bei seinen Nachforschungen, sucht auch selbst nach Informationen, die dienlich sein können. Doch zwischen all diese an sich durchaus spannenden Episoden sind lange Abschnitte eingefügt über das Leben Magrittes, seine Kindheit, seine Malerei, die natürlich durchaus interessant sind, aber in einem Kriminalroman doch, wenn sie zu viel Raum einnehmen, eher stören. Erst gegen Ende nimmt das Ganze etwas mehr Fahrt auf, entsteht mehr Spannung.
Dazu kam für mich ein zusätzliches Manko, nämlich, dass nie erwähnt wird, wann sich die Handlung zuträgt. Einziger Anhaltspunkt sind die Fernseher, vor denen viele der Figuren ständig sitzen. Das verweist auf mindestens die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Wenn man bedenkt, dass Magritte 1898 geboren wurde, wäre er zur Zeit der Handlung also bereits in seinen Sechzigern. Dennoch klettert er an Regenrohren herunter, überspringt Gartenzäune. Das erschien mir etwas unglaubwürdig. Hier hätte eine zeitliche Einordnung gutgetan, wie auch eine etwas stärkere Konzentration auf die Krimihandlung.
Insgesamt ein nicht uninteressantes Buch, wenn auch etwas zäh erzählt.
Nadine Monfils – Magritte und Georgette
aus dem Französischen von Sabine Schwenk
Eisele, März 2025
Taschenbuch, 304 Seiten, 18,00 €