Matt Coyne – Frank und Red

⭐⭐⭐⭐⭐

Wohlfühlroman über einen traurigen alten Mann und einen gewitzten kleinen Jungen

Recht oft erinnert dieser Roman an das zu Recht sehr berühmte Buch „Ein Mann namens Ove“, gibt es doch auffällig viele Übereinstimmungen. Das ändert aber nichts daran, dass der alte Frank und der kleine Red das Herz jeder Leserin erobern werden, denn ihre Geschichte geht ganz einfach zu Herzen.

Frank bewohnt allein ein Haus in London, seit seine geliebte Frau Marcie starb. Immer mehr vergräbt er sich, geht nicht mehr vor die Tür und so gut wie nicht mehr in seinen Garten. Seine Einkäufe erledigen die Nachbarn, anderes bringt ihm ein guter Freund. Ansonsten hat Frank keinerlei Kontakte, auch nicht zu seinem Sohn, nachdem es wegen der Krankheit Marcies heftigen Streit gegeben hatte.

Nun aber zieht in das Nachbarhaus Red ein, ein sechsjähriger Junge, zusammen mit seiner Mutter Sarah, die gerade in Scheidung lebt von ihrem Mann, Reds Vater. Red, der bisher in einem anderen Viertel Londons lebte und dort seine Freunde hatte, fürchtet sich etwas vor der neuen Schule, wo er niemanden kennt. Im Garten ihres Hauses steht ein Trampolin und während Red darauf hüpft, entdeckt er im Nachbargarten Frank. Da gibt es kein Halten mehr, Red verwickelt den alten Mann immer wieder in Gespräche, sehr gegen dessen Willen.

Doch der Junge schafft es, dass Frank auftaut, widerwillig und griesgrämig, aber er kann dem sympathischen kleinen Kerl einfach nicht widerstehen. Red, der unentwegt Fragen stellt, der permanent redet, alles wissen will und der Frank immer mehr aus seiner Isolation herausholt. Als Red wegen eines Vorfalls eine Woche Schulverbot bekommt und Sarah keinen Urlaub nehmen kann, wird Frank zum Babysitter.

Red findet heraus, dass Frank und sein Sohn Mickey, der inzwischen selbst Vater wurde, keinen Kontakt mehr haben, obwohl Frank ganz offensichtlich darunter leidet, und beschließt, zu helfen.

Diese ganze Geschichte ist so wunderbar erzählt, mit herrlichem Humor, voller Empathie und Verständnis, sowohl für den in seiner Trauer vergrabenen Mann wie für das sensible, putzmuntere Kind. Da wird vieles angesprochen, von Mobbing in der Schule bis zu den Problemen einer Trennung, von Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, zwischen Ehepartnern und Freunden. Sehr sensibel geht der Autor mit diesen Themen um, ohne zu dramatisieren, ohne kitschig oder kindisch zu werden, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Eher kommen einem beim Lesen die Lachtränen über die vielen Fragen Reds, über seine hilfsbereite Art, seine Flausen und seine Träume. Denn gerade den Jungen darzustellen, seine Sprache, seine Art, das gelingt dem Autor ausgesprochen gut, so sehr, dass man Red einfach lieben muss.

Was auch nicht verwundert, wenn man weiß, dass Matt Coyne nach der Geburt seines eigenen Sohnes erfolgreicher Blogger wurde mit Berichten über seinen Sohn, unter dem Titel Man vs Baby. So ist „Frank & Red“ zwar sein Debütroman, doch hatte er bereits großen Erfolg mit Büchern und Artikeln über seine Vaterschaft.

Dass in seinem Buch vieles sehr stark an den Roman „Ein Mann namens Ove“ erinnert – Frank ähnelt Ove sehr, arbeitete z.B. ebenfalls bei der Bahn, Marcie war Lehrerin wie Oves Frau, eine beliebte Lehrerin, zu der die inzwischen erwachsenen Schüler immer noch kamen, auch das wie bei „Ove“ und auch Sarah erinnert ein wenig an die burschikose und unerschrockene Nachbarin Oves – all das mag man dem Buch von Matt Coyne ankreiden, die Freude an dem Roman schmälert das aber keineswegs.

Denn hier stimmt alles, Figuren, Setting, Dialoge, Tempo und Spannung, Gefühl und Dramatik und der Humor. So habe ich den Roman absolut verschlungen und war am Ende fast traurig, Frank und Red wieder verlassen zu müssen.

Eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Roman.

Matt Coyne – Frank und Red
aus dem Englischen von Kristian Lutze
HarperCollins, Juni 2025
Gebundene Ausgabe, 461 Seiten, 24,00 €

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