Martina Parker – Miss Vergnügen

⭐⭐

Vom Ehemann  verlassene Britin gerät unverhofft in einen Kriminalfall  

Miss Brooks (mehr zu ihrem Namen später), die eigentlich gar keine Miss mehr ist, sondern eine Mrs, erhält von ihrem freundlichen Schwager und ihrer unfreundlichen Schwester ein Obdach, nachdem sie von ihrem Ehemann völlig unvermittelt in Wien ausgesetzt wird. Diese Tatsache, die so auch schon im Klappentext verraten wird, wird im Roman allerdings erst nach etlichen Seiten erzählt.

Zuvor geschieht ein Mord während der Verleihung der sogenannten „Parfüm-Oscars“, ein Preis für erfolgreiche Parfüm-Kreationen. Kurz darauf gibt es einen weiteren gewaltsamen Todesfall, beide mal ist Miss Brooks entweder während der Tat zugegen oder steht auf andere Weise dazu in Bezug (wie und warum möchte ich hier nicht verraten, um nicht zu spoilern).

Damit die Protagonistin, die auch altermäßig keine Miss mehr ist, hat sie doch längst erwachsene Kinder, sich ihren Lebensunterhalt verdienen kann, vermittelt ihr Schwager ihr eine Weiterbildung als Beauty-Beraterin. Während dieser Schulung und auch danach erfährt sie einiges, was für die Aufklärung der Taten von Belang sein könnte.

Immer wieder – und dieser Running Gag läuft sich leider sehr schnell tot – wird der fehlende Vorname der Hauptfigur thematisiert. Es wird erwähnt, dass dieser Vorname so grauslich sei, dass man ihn nicht verwenden will und darf. Daher wird sie schon immer nur Miss Brooks genannt.

Leider trägt genau dieser Gag, den ich auch ehrlich gesagt nicht so wirklich witzig fand, noch mehr dazu bei, dass mir diese Hauptfigur komplett fremd blieb. Was komisch sein sollte, schuf große Distanz zu der Figur. Ich habe schon etliche begeisterte Rezensionen zu diesem Roman gelesen, ich jedoch fand kaum wirklich Zugang, weder zur Geschichte noch zur Protagonistin.

Auch fand ich die Erzählweise anstrengend und erratisch, ständig wechselnde Perspektiven, teils innerhalb einer Szene oder gar eines Absatzes, verwirren und machen die Lektüre mühsam. Ich bekam kein Gefühl für die Figuren, die teils durchaus humorvollen Szenen verpufften durch diese Art des Erzählens. Die Hauptfigur wirkte steif und deplatziert, die Handlung schritt nur langsam voran, sprang hin und her.

So sehr viele andere Leserinnen von diesem Roman schwärmten, so wenig konnte er mich leider überzeugen. Was nur wieder zeigt, wie verschieden Geschmäcker sind.

Martina Parker – Miss Vergnügen
Gmeiner, Juli 2025
Taschenbuch, 388 Seiten, 18,50 €