Line Baugstø – Evil Grandma

⭐⭐⭐⭐

Nicht jede Frau wird gern Großmutter – nicht ganz so bitterböse Geschichte

Dies ist mal wieder so ein Roman, dessen Klappentext ziemlich in die Irre führt, weil er nämlich nicht das beschreibt, was wirklich erzählt wird. Der Einstieg passt, aber was dann daraus führt, ist nicht vollkommen überzeugend.

Mona, nur noch wenige Jahre von der Rente entfernt, wird mit der Nachricht überrascht, dass ihr Sohn und dessen Freundin Eltern werden. Sie ist aber überhaupt noch nicht dazu bereit, Großmutter zu werden. Im Gegenteil, gerne würde sie endlich zu leben beginnen, würde eine neue Beziehung wünschen, wäre gerne wirklich frei.

Doch stattdessen ziehen Thomas und Alma auch noch für etliche Wochen zu ihr in ihre winzige Wohnung, weil ihre eigene durch einen Wasserschaden angeblich unbewohnbar ist. Nun muss Mona nicht nur ihr Bett abtreten, sondern hat auch noch ständig die beiden in ihre Handys versunkenen jungen Leute auf dem Sofa sitzen. Während Mona damit beschäftigt ist, hinter den unerwünschten Mitbewohnern aufzuräumen.

Dazu kommt ihre innere Empörung, als sie entdeckt, dass Alma, die sich als Mama-Influencerin betätigt, auf ihrem Kanal immer wieder über Mona herzieht, sich über sie lustig macht und dabei sich selbst wahlweise als Heldin oder Opfer darstellt. Irgendwann braucht Mona eine Auszeit und so fährt sie mit ihrer Freundin ein paar Tage aufs Land.

Aber auch dieser Aufenthalt verläuft nicht wie geplant, doch am Ende hat Mona plötzlich auch einen eigenen Instagram-Kanal mit dem Namen evilgrandma65. Natürlich ganz geheim, niemand darf wissen, dass sie hier postet.

Wieder daheim versucht Monas Freundin Annemor, sie mit einem Bekannten ihres Mannes zu verkuppeln. Nach einigem Zögern willigt Mona ein, den Mann zu treffen, doch das Ganze endet in einem Desaster.

Diese ganze Geschichte ist zwar nett und unterhaltsam, aber irgendwie wirkte sie auf mich nicht völlig ausgegoren, nicht zu Ende gedacht. Zu viel wird miteinander verwoben, der Handlungsstrang um Monas Instagram-Account verläuft eher unter ferner liefen, wird nur hin und wieder mal erwähnt, als wäre er der Autorin plötzlich wieder eingefallen. Dazu der unnötige Handlungszweig um ihre Treffen mit dem potentiellen Beziehungskandidaten, der zwar manchen Gag beinhaltet, aber dennoch nicht so richtig zündet.

Dazu kommen die ziemlich überzeichneten Figuren von Monas Sohn und dessen Freundin, die wie Abziehbilder, wie absolute Stereotypen dargestellt sind. Und schließlich hatte ich grundsätzliche Probleme, mit Mona warm zu werden, denn so rundherum sympathisch wirkt sie nicht. Nicht all ihre Handlungen sind schlüssig, dazu kommt, dass sie selten zu Ende führen, sie verhungern auf halber Strecke, Pläne versickern, Gedanken werden nicht ausgeführt.

So bleibt der Roman für mich am Ende unbefriedigend, ein wenig wie gewollt und nicht gekonnt. Obwohl der Schreibstil an sich durchaus gefällt, viele gute Bilder, gute Vergleiche gelingen der Autorin. Insgesamt aber fehlt doch das gewisse Etwas.

Line Baugstø – Evil Grandma
Originaltitel: Evil Grandma
aus dem Norwegischen von Nora Pröfrock
Rowohlt Wunderlich, Oktober 2025
Gebundene Ausgabe, 255 Seiten, 23,00 €

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