Herzige Geschichten um eine tierische Spürnase
Dieses schmale Büchlein habe ich unter ganz falschen Erwartungen zu lesen begonnen. Das kommt, wenn man sich nicht richtig informiert. Deswegen erwartete ich einen Roman, einen Hundekrimi, einen Kriminalroman mit einem vierbeinigen Schnüffler.
Bekommen habe ich hingegen eine Sammlung launiger Kurzgeschichten, kleine Episoden aus dem Leben eines Polizistinnen-Hundes. Aspro, so sein Name – in Anlehnung an ein in Österreich bekanntes Kopfschmerzmittel – kommt nach dem tödlichen Unfall seines bisherigen Besitzers zu der netten und tierlieben Polizistin und ihrem Mann. Letzterer ist erst so gar nicht angetan von dem neuen Familienmitglied, zumal ein weiteres sich ankündigt, denn besagte Polizistin ist hochschwanger.
Doch nachdem Aspro seiner neuen Chefin, wie er sie nennt, das Leben gerettet hat, ist der Chef, also ihr Mann, mindestens ebenso großer Fan des Hundes wie wir Leserinnen und Leser. Und so begleiten wir gerne den Ermittler mit der guten Nase und seine Chefin, wenn sie auf Verbrecherjagd sind.
Wobei die Verbrechen eher kleinere sind. Mal Fahrerflucht, mal ein Fahrraddiebstahl. Mal bringt er eine Schafherde zur Raison, mal erkennt er wie ein Lügendetektor die Schwindeleien der „Verbrecher“. Und stets beobachtet der das alles in Ich-Form erzählende Vierbeiner sehr genau seine Menschen, ihre Marotten, ihr Verhalten unter Stress, ihren Umgang mit ihm oder anderen Tieren.
All diese kleinen Episoden sind nett und unterhaltsam erzählt, meist witzig, mal scharfsinnig, mal philosophisch. Sowohl Hund wie Chefin und Chef kommen ungemein sympathisch rüber. Und doch ist es gut, dass sich das Ganze auf weniger als 150 Seiten beschränkt, denn es läuft sich dann doch recht schnell tot. Soll heißen, der Ablauf der Geschichten ähnelt sich, zuerst der Vorfall, dann Aspro mit seiner Spürnase auf der richtigen Spur, dann die zweifelnde Chefin, schließlich hat er doch Recht und bekommt am Ende seine Streicheleinheiten.
Nette kleine Geschichten für zwischendurch, nicht spannend aber entspannend, unterhaltsam aber auch ein wenig seicht. Aber auf jeden Fall eine Lektüre für Hundeliebhaberinnen und -liebhaber.
Bernhard Aichner – Man sieht nur mit der Schnauze gut
Haymon, September 2025
Gebundene Ausgabe, 135 Seiten, 19,90 €