Beate Maly – Gold aus der Wiener Werkstätte

⭐⭐⭐⭐⭐

Gelungener historischer Krimi um Frauenmorde in Wien

Wieder einmal erschafft Beate Maly die perfekte Kulisse für ihre spannenden und gleichzeitig unterhaltsamen Krimis im historischen Wien. Bereits zum zweiten Mal steht die „Wiener Werkstätte“ im Mittelpunkt der Handlung, eine real existierende Gemeinschaft von Künstlern und Kunsthandwerkern, gegründet 1903.

In diesen Werkstätten arbeiten Männer und Frauen, getrennt und doch zusammen. Aber die Frauen werden auch hier unterdrückt, die Männer allein heimsen den Ruhm und den Gewinn ein. Auch das thematisiert die Autorin wieder geschickt in die Handlung eingebunden.

Diese Handlung dreht sich um Morde an Prostituierten. Alle getöteten Frauen stehen in Beziehung zur realen historischen Figur Regine Riehl, eine Bordellbesitzerin, gegen die parallel zu den fiktiven geschilderten Ereignissen ein aufsehenerregender Prozess stattfand. Die Taten aufklären soll der Kommissar Max von Krause.

Der erste Mord geschieht in einem Hotel und soll unbedingt vertuscht werden. Das ordnet Max‘ Vorgesetzter an und setzt  ihn damit gewaltig unter Druck. Doch Max lässt sich nicht beirren und dringt immer tiefer in die Geschehnisse ein, als bereits ein weiterer Mord geschieht.

Die Verbindung zur Wiener Werkstätte entsteht durch auffällige Schmuckstücke, die bei den Toten gefunden werden und welche aus der Werkstätte stammen. Hier trifft Max auf Lili Feigl, die er bereits im ersten Band (den ich leider verpasst habe) kennenlernen durfte. Zwischen beiden funkt es immer wieder sehr zart und nur behutsam angedeutet.

Lili selbst hat ihre eigenen Probleme dank ihres trunksüchtigen Vaters, der immer wieder für Schulden sorgt. Sie ist eigentlich nur Putzfrau in den Werkstätten, aber hoch künstlerisch begabt, weshalb sie durchaus auch eigene Schmuckstücke entwirft, die jedoch nie unter ihrem Namen, sondern als Werk eines der Männer verkauft werden. Ihre Freundin Helene, ebenfalls Künstlerin, versucht ihr zu helfen.

Der Roman erzählt die Handlung aus zwei Perspektiven, einmal sehen wir die Ereignisse aus der Sicht von Max, mal folgen wir Lili in die Werkstatt, bei der Unterstützung ihrer verarmten Nachbarin oder bei einer gefährlichen Mission. Bei dieser wird sie begleitet von Herbert Rossberg, einem Reporter, der ebenfalls mehr als nur dienstliches Interesse an ihr hat.

Die Geschichte ist kein Pageturner, doch durchaus spannend – auch wenn diese Spannung manchmal ein wenig mühsam konstruiert wirkt –  und dazu sehr einfühlsam erzählt. Nie wird es überdramatisiert, auch wenn die Autorin ihre Leser nicht schont, denn die Morde an den Frauen sind wirklich sehr brutal. Diverse echte und falsche Spuren sind geschickt gelegt, Hinweise auf Motiv, Hintergrund und den Bezug zur Wiener Werkstätte werden gekonnt gestreut.

Dazu kommen die gelungen und niemals störend eingefügten Beschreibungen des historischen Wien, der Polizeistrukturen, der Wiener Werkstätte und der sozialen und gesellschaftlichen Zustände. So zeichnet Beate Maly mit Geschick die große Diskrepanz zwischen dem Haushalt der von Krauses und dem ärmlichen Zuhause von Lili und ihrem Vater.

Ein wieder rundherum empfehlenswerter Krimi, der historische Begebenheiten kunstfertig mit fiktiven Ereignissen verknüpft. Gerne mehr davon.

Beate Maly – Gold aus der Wiener Werkstätte
emons, Mai 2025
Taschenbuch, 245 Seiten, 18,00 €


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