Beate Maly – Aurelia und die Melodie des Todes

⭐⭐⭐⭐

Kriminelle Machenschaften rund um die Weltausstellung – Historischer Krimi aus Wien

Der zweite Band (den ersten habe ich leider verpasst) um die aus gutem Hause stammende Aurelia von Kolowitz, die gerne mal bei polizeilichen Ermittlungen mitmischt, führt uns in das Wien des Jahres 1871. Hier beobachtet der Leierkastenmann Pepi, wie ein bekannter Industrieller aus dem Fenster seiner Wohnung fällt.

Dass nicht nur diese Beobachtung Pepi nicht gut bekommen wird, ahnt man da bereits. Doch was genau dahintersteckt, ob es ein Unfall, Selbstmord oder gar Mord war, wie der Ziegelbaron Auerbach zu Tode kam,  diesen Fall muss Polizeiagent Janek Pokorny aufklären. Dabei findet er nicht gerade viel Unterstützung bei seinem Vorgesetzen, der eher am eigenen Wohlergehen interessiert ist.

Dafür fühlt sich die junge Aurelia, die Janek bereits aus dem erwähnten ersten Band kennt, berufen, den vom Tod von Auerbach Betroffenen einige Fragen zu stellen. Passenderweise ist sie eng befreundet mit dessen Schwester, die allerdings nervlich ein Wrack zu sein scheint, so sehr, dass sie Gefahr läuft, bald in ein Irrenhaus eingewiesen zu werden. Wozu eine bei einer Séance ihr gegenüber ausgesprochene Drohung immens beiträgt.

Aurelia, die den Polizeiagenten ungemein sympathisch findet, wohl wissend, dass die unterschiedlichen Schichten, aus denen sie stammen, eine engere Freundschaft oder gar mehr völlig unmöglich machen, findet einiges heraus. Immer wieder hilft ihr dabei auch ein guter Freund, der Anwalt Nepomuk Hofmeister.

Dieser wiederum ist oder vielmehr war früher der allerbeste Freund von Janek bis zu einem Vorfall, den dieser Nepomuk bis heute nicht verziehen hat. Daher ist die Atmosphäre zwischen den beiden Männern immer recht angespannt, zumal Janek, der ebenfalls Gefühle für Aurelia hat, ziemlich eifersüchtig ist auf Nepomuk. Dabei hat dieser ein gefährliches Geheimnis, das eine Beziehung zu Aurelia unmöglich macht.

Diese Nebenschauplätze, die sich rund um den eigentlichen Kriminalfall abspielen, sorgen für zusätzliche Spannung in dem ohnehin sehr gut konstruierten und strukturierten Roman. Aber anders kennt man es ja nicht von Beate Maly, deren Fan ich inzwischen wirklich geworden bin.

Man ahnt zwar recht früh, was sich an diversen Geheimnissen und üblen Machenschaften verbirgt, doch das wird eben so gut erzählt, dass man die Seiten überfliegt. Allerdings sind mir in diesem Band die Gefühle vor allem Janeks ein bisschen zu dick aufgetragen, nehmen zu viel Raum ein. Zumal sie ausgesprochen negativ sind, er versinkt immer wieder in tiefem Selbstmitleid über seine Situation, die er mit der Nepomuks vergleicht. Da wäre vielleicht weniger mehr gewesen.

Dafür gelingen Beate Maly wie gewohnt sehr gute Cliffhanger und natürlich, ihr Steckenpferd, wunderbar perfekte Beschreibungen vom historischen Wien, von der Situation der verschiedenen Klassen, wobei sie immer wieder Wert auf die Schilderung der Lebensverhältnisse armer Menschen legt. Darüber hinaus wird auch den damaligen Zuständen in Irrenanstalten Raum gegeben, was die Authentizität der Romane Malys wieder einmal belegt. Hinzu kommt, was mir besonders viel Spaß macht, Aurelias Aufmüpfigkeit, die sich nicht mit der Unterdrückung der Frauen zu ihrer Zeit abfinden will.

Insgesamt ein wirklich lesens- und empfehlenswerter Roman, der viel mehr ist als bloß ein Krimi.

Beate Maly – Aurelia und die Melodie des Todes
DuMont, Oktober 2025
Gebundene Ausgabe, 318 Seiten, 22,00 €


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