Beate Maly – Advent im Grand Hotel

⭐⭐⭐⭐

Kunstraub statt Besinnlichkeit – ein anheimelnder historischer Krimi

Nicht nur aber auch das wunderschön gestaltete Cover dieses Romans aus Wien bringt einen direkt in Weihnachtsstimmung. Dazu die tief verschneite Gegend, in welcher die fleißige Autorin ihre neue Geschichte ansiedelt und wie immer bei den Protagonisten Ernestine und Anton reichlich Süßspeisen – die perfekte Mischung für einen gemütlichen Leseabend.

Diesmal führt es die ehemalige Lehrerin und ihren Lebensgefährten, den Apotheker Anton, nach Semmering. Denn Ernestine wurde eingeladen, einer Auktion von Kunstgegenständen beizuwohnen und so kann sie den wenig begeisterten Anton überreden, mit ihr dorthin ins Südbahnhotel zu fahren. Begleitet werden sie von Antons Enkelin Rosa und deren bestem Freund Fritzi.

Eine illustre Gästeschar versammelt in dem Hotel, darunter ein ziemlich unsympathisches Unternehmerpaar aus Deutschland, mehrere Balletttänzer und -tänzerinnen, die sich in herzlicher Abneigung zugetan sind sowie sowie zwei Maler, deren Kunstwerke auf der Auktion versteigert werden sollen. Arrangiert wird die Veranstaltung von Hoteldirektor Moritz Silberstein.

Der allerdings sehr schnell schwer in Stress und Schweiß gerät, denn zwei Gemälde werden gestohlen, Gebäck wurde wohl vergiftet, Rosa und Fritzi sind verschwunden und die Animositäten nicht zur zwischen den Tänzerinnen, sondern auch zwischen Silberstein und seinem Konkurrenten vom nächsten Hotel brechen immer mehr aus.

Natürlich hat Ernestine sofort Lunte gerochen und kann nicht widerstehen, zu ermitteln, zu Antons nicht unerheblichem Missfallen. Doch solange er ausreichend mit Gebäck und Süßspeisen versorgt ist, macht er keinen Ärger und lässt seine Ernestine agieren.

Die selbstverständlich das Ganze aufklären kann, ganz im Gegensatz zu dem unfähigen Kommissar, der statt zu ermitteln, sich lieber kostenfrei den Magen vollschlägt.

All das erzählt Beate Maly in ihrer gewohnt munteren Art, voller Verständnis für die Marotten der Menschen, die sie gleichwohl schonungslos offenlegt. Dazu die gelungenen Beschreibungen der Stimmung, der Umgebung und der unterschiedlichen Emotionen, das in Gesamtheit schafft eine perfekte Kulisse für die Geschichte und macht nicht zuletzt den Charme der Romane Beate Malys aus

Dabei ist der vorliegende Roman an sich eher seicht, baut nicht wirklich viel Spannung auf und hat mehr Unterhaltungs- als Krimi-Charakter. Doch man gewinnt dieses gemütliche Paar, Ernestine und Anton, einfach gerne und freut sich über ihre gemütlichen Abenteuer. Dass Beate Maly in ihre oberflächlich so anheimelnden Geschichten immer auch eine sanfte Gesellschaftskritik einbaut, anschaulich gezeigt beispielsweise anhand der Unterschiede im Leben der Küchenmädchen und der reichen Unternehmer, macht die Lektüre zusätzlich zu einem Vergnügen.

Ein Vergnügen, dass sich ganz wunderbar und perfekt mit einem leichten Schmunzeln und einem Teller voller Lebkuchen nebst einer Tasse heißer Schokolade genießen lässt Gerne mehr davon.

Beate Maly – Advent im Grand Hotel
emons, September 2025
Gebundene Ausgabe, 222 Seiten, 18,00 €


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