Jill Johnson – Nachtschattengewächse

⭐⭐⭐⭐

Recht konfuse Geschichte um einen Mord mit Giftpflanzen und eine absonderliche Protagonistin

Stilistisch ist an diesem Roman nicht wirklich etwas auszusetzen, er liest sich recht flüssig, die Beschreibungen sind bildhaft, die Figuren scharf profiliert und das Erzähltempo ziemlich hoch. Dennoch hatte ich Probleme mit der Geschichte, der Plot schien reichlich wirr, die Protagonistin arg überzeichnet und Auflösung sowie Ende nicht so ganz schlüssig.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Ich-Erzählerin Eustacia Amelia Rose, Professorin der Botanik. Momentan ist die Spezialistin für toxische Pflanzen allerdings beurlaubt oder entlassen, das wird nicht so ganz klar, wegen eines Vorfalls im Labor der Universität, für den sie verantwortlich gewesen sein soll. Dieser Vorfall wird immer wieder erwähnt im Laufe der Geschichte, allerdings erst ganz am Ende wird erklärt, was damals geschah.

Wie überhaupt die Handlung durchzogen ist von Andeutungen und Anspielungen auf Vergangenes, was aufgrund der gewählten Ich-Erzählform einigermaßen unrealistisch erscheint, da die Erzählerin die jeweiligen Vorkommnisse, ihre eigenen Erinnerungen und Erlebnisse ja am allerbesten kennt.

Nun geschieht es, dass Eustacia, die zwischen ihren auf der Dachterrasse gezüchteten Giftpflanzen ein Teleskop stehen hat, damit glaubt, die Entführung einer ihrer Nachbarinnen, die sie lange und ausführlich beobachtet hat, gesehen zu haben. Die Polizei, darunter ein Kommissar, mit dem sie während oben erwähntem Vorfall bereits zu tun hatte, schenkt ihr keinen Glauben, weshalb sie selbst nachforscht. Dabei gerät sie tief in die Verstrickungen der jungen Frau, die vermeintlich entführt wurde.

Als schließlich einige Giftpflanzen aus Eustacias Züchtungen gestohlen und damit Menschen ermordet werden, gerät sie selbst wieder unter Verdacht. Bis sich das Ganze schließlich aufklärt, tauchen viele Figuren auf, viele Verzwickungen und Verwicklungen gilt es aufzuklären, viele Lügen und falsche Verdächtigungen aufzudecken. Hinzu kommt das Gefühlschaos, dass die bildschöne Nachbarin Simone in der lesbischen Eustacia auslöst.

In all dem Durcheinander taucht als liebenswerteste und natürlichste Figur die alte Vermieterin Simones auf, die Eustacia bei der Aufklärung helfen will und hilft.

Das Ganze, das sich in der Zusammenfassung als spannend und interessant darstellt, ist aber so wirr und chaotisch erzählt, so erratisch, mit so vielen Figuren, die nicht sind, was sie zu sein scheinen, mit unlogischen Verbindungen zu Eustacias Vergangenheit – ein ganz besonders unrealistischer „Zufall“ – und mit zu vielen Phobien, Ängsten und Absonderlichkeiten der Protagonistin. Hier wurde etwas zu dick aufgetragen, da wäre meiner Meinung nach weniger mehr gewesen. Auch tut die Ich-Erzählform der Spannung keinen Gefallen, es ist immer kritisch, wenn eine Figur ihre eigenen Störungen schildert soll.

Insgesamt ein wirklich spannender Plot, eine wirklich gute Idee für einen Krimi, die Umsetzung allerdings ist nicht so ganz gelungen.

Jill Johnson – Nachtschattengewächse
Originaltitel: Devil’s Breath
aus dem Englischen von Stefanie Kremer
Atrium, August 2025
Gebundene Ausgabe, 334 Seiten, 24,00 €

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