Claire Parker – Mister Welcome

⭐⭐⭐⭐⭐

Herrlicher Spaß um einen Papagei und seine „seherischen“ Fähigkeiten

Der Humor in diesem Roman ist so britisch, dass man meint, die Teetassen klirren und die Times rascheln zu hören. Man fliegt durch diese Geschichte – ich habe tatsächlich eine Nacht durchgelesen, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

Dabei fängt es ganz harmlos damit an, dass die neunjährige Trish – die diese wunderbar abgedrehte Geschichte im Rückblick in Ich-Perspektive erzählt – sich ein paar Pence verdienen darf, indem sie der etwas verschrobenen Mrs Carter zur Hand geht. Dafür soll Trish regelmäßig für die ältere Dame deren geliebte Heftromane vom Buchhändler holen und die ausgelesenen zurückbringen. Während das Kind nun diese Aufgabe erfüllt, kommt sie Mrs Carter, die alles über alle in der Siedlung weiß und die von Zeit zu Zeit in ihrer Straße Cupcakes verteilt und dabei die neuesten Neuigkeiten erfährt, immer näher.

Neben vielen im Haus von Mrs Carter lebenden Vögeln wohnt bei ihr auch ein Papagei. Sein richtiger Name tut nichts zu Sache, denn Trish nennt ihn nur Mr. Welcome, denn mit diesem Wort begrüßt er jeden, der das Haus betritt. Trotz all ihrer Bemühungen gelingt es Trish jedoch nicht, ihm weitere Worte beizubringen. Allerdings – und das wird noch eine große Rolle spielen – wiederholt er stets das letzte Wort, das man zu ihm spricht.

Als Mrs Carter stirbt, erbt Trish den Papagei und nimmt ihn mit nach Hause, nicht zur gänzlichen Begeisterung ihrer Mutter. Trishs Vater, ein bislang erfolgloser Schriftsteller, erlaubt es, sehr zur Freude auch von Trishs jüngerem Bruder. Der ist absolut fussballbegeistert und nun begibt es sich, dass Mr. Welcome scheinbar die nächsten Fußballergebnisse vorhersagen kann. Jedenfalls gewinnen der Junge und seine Freunde, die eigentlich noch viel zu jung zum Wetten sind.

So nach und nach eskaliert die Sache, denn immer mehr Menschen hören von den wundersamen Fähigkeiten des Papageis, wollen von ihm Ratschläge, Hilfe bei Entscheidungen oder einfach nur jemanden, der ihnen zuhört.

Parallel dazu scheinen neue Käufer für das Haus der verstorbenen Mrs Carter gefunden, Käufer, die ganz besondere Persönlichkeiten sind. Mit dem Sohn des Hauses freundet sich Trish an, was zu weiteren Eskalationen und ziemlichen Turbulenzen führt. Schließlich findet sich die Familie Fisher in hohen und höchsten Kreisen wieder, etliche Artikel in der Zeitung erschienen, eine Auseinandersetzung mit der Reporterin droht, weitere sehr verwunderliche Ereignisse nehmen ihren Lauf.

Das Ganze ist so voller Tempo, voller Witz und Absurditäten, dass die Lektüre einen Heidenspaß macht. Allein die irrsinnig komischen Kommentare des Mädchens über die Absonderlichkeiten der Erwachsenen, ihr scharfer Blick und ihre Gelassenheit in all diesem Trubel, all das ist absolut gelungen. Dazu die herrlichen Dialoge, vor allem die innerhalb Trishs Familie, die trocken kommentierende Mutter, der verpeilte Vater, hier passt einfach alles.

Ein Buch, das man verschlingt, bei dem man sehr oft sehr herzhaft lachen muss, auch mal verdutzt den Kopf schüttelt. Ein Buch, das einfach eine große Freude ist, das keinen Anspruch erhebt, große Literatur zu sein, das eine völlig absurde und an den Haaren herbeigezogene Geschichte erzählt, das aber vielleicht gerade deshalb so unterhaltsam ist.

Eine große Empfehlung für dieses kleine Buch

Claire Parker – Mister Welcome
Atlantik, August 2025
Gebundene Ausgabe, 191 Seiten,  20,00 €


Schau auch hier: Claire Parker – Tee auf Windsor Castle