Elsemarie Maletzke – Jane Austen

Fesselnde Biografie einer Ausnahme-Schriftstellerin, packend und unterhaltsam geschrieben

Was für ein wunderbares, erfreuliches und erfreuendes Buch, eine Biografie, die sich genauso spannend und so leichtfüßig, aber doch gehaltvoll liest wie die unvergleichlichen Romane von Jane Austen.

Elsemarie Maletzke gelingt es, ein Sachbuch so zu schreiben, dass man meint, einen fesselnden Roman zu lesen. Einen Roman voller sympathischer, natürlicher und vor allem interessanter Figuren.

Nahezu chronologisch erzählt Maletzke von Austens Leben, ein Leben, das im 18. Jahrhundert beginnt und nach nur 42 Jahren im Jahr 1817 endet. In diesem Leben, welches sie nur in wenigen Bereichen selbstbestimmt leben durfte, waren die von ihr verfassten Romane sicher nicht nur Beschäftigung, nicht nur Beweis ihrer genialen schriftstellerischen Fähigkeiten, sondern möglicherweise auch eine Art Flucht aus eben diesem Leben.

Denn Frauen zu dieser Zeit, zumal unverheiratete, hatten wenig Möglichkeiten. Meist verbrachten sie ihr Leben als mehr oder weniger geduldete Tanten, die den Vätern, Brüdern, Schwägern auf der Tasche lagen. Jane Austen blieb ihr Leben lang unverheiratet, wohnte die meiste Zeit zusammen mit ihrer ebenfalls ledigen Schwester Cassandra und ihrer verwitweten Mutter, finanziell unterstützt von ihren älteren Brüdern.

Die Familie, insbesondere die Brüder, nahmen ihr Schreiben nicht wirklich ernst, manchmal meinten sie gar, sich dafür rechtfertigen zu müssen. All das, die Mühen Janes, Platz zum Schreiben zu finden – berühmt ist das winzige Tischchen, an welchem sie ihre meisten Romane schrieb – die Bemühungen ihres Bruders Henry, die Romane an Verlage zu verkaufen, die Entscheidung Janes, sich selbst um die Veröffentlichung zu kümmern, all das erzählt Maletzke auf unnachahmlich unterhaltsame, stets auch amüsante Art, jedoch ohne sich über die damaligen Sitten wirklich im negativen Sinn lustig zu machen. Aber die eine oder andere ironische Zwischenbemerkung kann sie sich dann doch nicht verkneifen, zum Glück möchte man sagen, denn gerade sie machen die Lesefreude noch einmal größer.

So fliegt man durch die Seiten, lernt viel über das Leben der Frauen in der damaligen Zeit, über die Art der Nachbarschaft, der Pflege von Kontakten und Familienbeziehungen. Und natürlich über Jane Austen, die dankenswerterweise eine enorm fleißige Briefschreiberin war, aus denen Maletzke sehr viel zitiert. Wie im Übrigen auch aus Austens Romanen, die immer treffsicher die Finger in die Wunden der Gesellschaft legen, war Austen doch eine sehr genau Beobachterin, eine Chronistin der damaligen Lebensart und insbesondere der Verschrobenheit der englischen Gesellschaft.

Eine ganz wunderbare Biografie, die Lust macht, die Romane Austens noch einmal zu lesen. Und Lust macht auf weitere Bücher von Elsemarie Maletzke, die auch Autorin von Romanen ist, aber auch noch einige andere hochgelobte Biografien verfasst hat. So war ihr Buch über Jane Austen ganz sicher nicht das letzte, das ich von ihr lese.

Elsemarie Maletzke – Jane Austen
Schöffling, Juli 2025
Gebundene Ausgabe, 315 Seiten, 24,00 €