Wendungsreiche, aber zu langatmige Geschichte um rachsüchtige Ehefrauen
Romane um Ehefrauen, denen daran gelegen ist, ihre Gatten um die Ecke zu bringen, gibt es reichlich. Auch die Gründe, warum dieses Verlangen in den Damen wächst, sind vielfältig. Die drei Frauen im vorliegenden Roman sinnen einerseits auf Rache für ihre immer langweiliger werdenden Ehemänner, die sie zudem um ihre Ersparnisse gebracht haben. Zum anderen gedenken sie die hohen Lebensversicherungen ebendieser Männer einzustreichen, nach deren Tod natürlich.
Doch erstens kommt es anders und zweitens als geplant. So planen Pam, Shalisa und Nancy zwar mit Hilfe eines engagierten Killers den Tod ihrer Ehemänner. Doch ihre Männer haben ihrerseits ebenfalls Pläne. Die sich einmal aus der Angst heraus entwickeln, Opfer von indischen Mafiamördern zu werden. Denn Hank, Andre, Larry und der gleich zu Beginn des Buch zu Tode gekommene David, vierter im Bunde der Freunde, sind auf wenig legale Weise zu Geld gekommen und fürchten nun, entdeckt zu werden. Um sich der vermuteten Killer zu erwehren, engagieren die drei Männer ihrerseits einen Auftragsmörder – eben jenen, den auch ihre Ehefrauen beauftragen, sie zu töten.
So entsteht ein heilloses Durcheinander, in dessen Mittelpunkt besagter Auftragskiller Hector, seines Zeichens Herrenfriseur, und seine innigst geliebte Ehefrau Brenda stehen. Diese wiederum bekommt in der Firma, in welcher Hank und der verstorbene David gearbeitet haben, einen Job und deckt so die Machenschaften der Hobbybetrüger auf.
Diese Firma wird geleitet von Padma, Tochter einer der größten Verbrecherköniginnen Indiens. Die versucht verzweifelt, für ihre Tochter einen Ehemann zu finden. Derer drei Kandidaten tauchen nun auf, um Padma kennenzulernen – was für zusätzliche heillose Verwirrung sorgt, hält Hank die drei Männer doch für die auf ihn und seine Freunde angesetzten Killer.
Derweil hadern die Ehefrauen mit ihrem Plan, diskutieren immer wieder erneut darüber, überlegen hin und her. Dazu tragen auch neue Erkenntnisse bei, die ihre Wut auf die Männer eher erhöhen als besänftigen.
Das Ganze ist genauso verworren und verwirrend, wie es hier beschrieben ist. Dabei zuerst sehr unterhaltsam, oft witzig, sehr ironisch und voller spitzer, sanft polemischer Pfeile, die hin und her gehen zwischen den Eheleuten. Doch irgendwie verliert sich die Unterhaltung an dieser Geschichte irgendwann, wird die Handlung zu chaotisch, gibt es zu viele Wendungen, die oft überzogen, übertrieben sind. Dazu viel zu viele Figuren, viel zu viele Nebenhandlungsstränge, zu viele Erzählperspektiven und zu viele Wiederholungen. So drehen sich nicht nur, wie erwähnt, die Diskussionen zwischen den Frauen und auch zwischen den Männern immer im Kreis, auch die Probleme Padmas kreisen stets um sich selbst und zeigen keine Entwicklung. Erst am Ende kommt Dynamik in die Sache, aber da hatte ich bereits die Freude an der Lektüre verloren. Eine drastische Straffung der Handlung, ein Kürzen um gut 100 Seiten, hätte dem Roman gutgetan. So war der Ansatz gelungen, der Plot gut ausgedacht, die Umsetzung haperte jedoch.
Sue Hincenbergs – Very bad widows
aus dem kanadischen Englisch von Charlotte Lungstrass-Kapfer
Piper, Mai 2025
Paperback, 432 Seiten, 17,00 €