Anna Täuber – Schräge Vögel: SOKO Neuntöter

⭐⭐⭐⭐⭐

Hobby-Ornithologen als Hobby-Detektive – eine wirklich absolut gelungene Krimikomödie

Ein echtes Highlight unter der Schwemme an Kriminalromanen, zumal an den sogenannten Cosy Crimes. Voller sehr sympathischer, ja liebenswerter Charaktere, mit Ecken und Kanten und genau deswegen so lebensecht.

Zu Beginn der Handlung kennen sie sich noch gar nicht so genau, die bislang 5 Menschen, die sich, ohne feste Verabredung aber dennoch regelmäßig sonntags am frühen Morgen zur Vogelbeobachtung auf dem dafür vorhandenen Turm einfinden.

Doch dann fehlt an einem Sonntag einer von ihnen. Sie finden ihn nicht fern von ihrem Beobachtungsturm tot unter einem Baum. Auf diesem Baum ein Nest, weshalb die herbeigerufene Polizei schnell und endgültig entscheidet: Der Mann wollte an das Nest, Absturz, Tod durch Unfall.

Die übrig gebliebenen Vogelbeobachter, Harald, Katja, Thilo und Sabine, glauben jedoch nicht daran, sind vielmehr der Überzeugung, dass es sich um Mord handelt. Viel trägt dazu bei, dass Harald ein pensionierter Forensiker ist, der meint, die entsprechenden Anhaltspunkte zu erkennen. Dass der Tote Staatsanwalt war, erhöht den Verdacht, dass er nicht einem Unfall erlegen ist.

Da die Polizei nicht auf die Vier hören will, beginnen sie selbst zu ermitteln, mit mehr oder weniger erfolgreichen Tricks, Verkleidungen und Methoden. Katja, Altphilologin, die auf ihrer Stelle bei der Volkshochschule totunglücklich und stets zusammen mit ihrem Amrock-Huhn Roberta unterwegs ist, ist für die Recherche und die Akribie zuständig. Thilo, Student und deswegen in der Meinung der anderen automatisch IT-Spezialist, heftet sich auf die Spuren einiger Verdächtiger. Sabine, eigentlich ausreichend eingebunden durch ihre kranke Mutter und den pubertierenden Sohn, ist eher der mütterliche Typ und versorgt die anderen stets pünktlich mit Croissants. Sabine ist dank ihres Berufs in der Telefonakquise prädestiniert für das freundliche, aber konsequente Ausfragen der Zeugen und Verdächtigen. Harald, bislang eher ein Miesepeter und Kauz, taut im Laufe der Ereignisse immer mehr auf.

Dass das Ganze nicht ungefährlich ist, dass die zuständigen Kommissare nicht erfreut sind über die Einmischung der Laien und dass alle Vier jeweils ein eigenes, ausreichend schweres Päckchen zu tragen haben, ist klar. Aber die Geschichte ist so wunderbar leichtfüßig erzählt, ohne oberflächlich zu sein, so humorvoll ohne in Klamauk zu verfallen, entwickelt dabei aber immer auch genug Tiefgang in der Schilderung der Leben dieser vier so unterschiedlichen Menschen. Die im Laufe des Geschehens sich immer näher kommen und trotz ihres Altersunterschieds, ihrer so verschiedenen Lebensgeschichten schließlich zu Freunden werden.

Dass man trotz durchaus gut aufgebauter Spannung recht früh ahnt, was dahinter steckt, wer warum den Staatsanwalt tötete, dass am Ende sich – wie so oft in diesem Genre – alles recht schnell und unter Zuhilfenahme so manchen Zufalls auflöst, geschenkt. Dafür macht der Roman einfach viel zu viel Spaß, sind die Figuren viel zu liebenswert. Weshalb ich ungeduldig auf die für nächstes Jahr angekündigte Fortsetzung warte, die ich selbstverständlich unbedingt lesen werde.

Übrigens kommen auch die Vögel nicht zu kurz in diesem lesenswerten Roman, denn die beiden Autorinnen, die sich hinter dem Pseudonym verbergen, hegen selbst eine Vorliebe für die gefiederten Freunde. Wie der Klappentext verrät, arbeitet Dorothea Böhme im Naturschutz und Regine Bott hat immer ihre Vogelbestimmungsapp dabei, wenn sie durch den Wald wandert.

Anna Täuber – Schräge Vögel SOKO Neuntöter
Scherz, März 2025
Taschenbuch, 365 Seiten ,17,00 €

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