Tatjana Kruse – Tagebuch einer Wasserleiche aus dem Canale Grande

⭐⭐⭐⭐

Überdrehter, aber ungemein witziger Krimispaß mit einer sympathischen Heldin

Eine überstürzte Reise nach Venedig stürzt Astrid Vollrath kopfüber in ein wildes Abenteuer, mit geheimnisvollen Männern in Leinenanzügen, dubiosen Italienern mit verworrenen Familienverhältnissen und wenig vertrauenerweckenden Polizeibeamten.

Astrid besteigt einen Zug nach Venedig, nachdem sie ihren Lebensgefährten mit der Nachbarin erwischt hat. So ungeplant in dieser Stadt anzukommen, bringt es mit sich, dass man mühsam nach einer Unterkunft suchen muss. Doch mit viel Glück findet Astrid Unterschlupf bei Cesare und seiner Familie. Zu dieser gehören neben den sehr verschiedenen Söhnen und der sehr abweisenden Maria auch ein Becken voller Piranhas.

Während Astrid nun durch die Stadt ihrer Träume streift, begegnen ihr immer wieder Männer in hellen Leinenanzügen. Und in der Nähe ihrer Unterkunft wird eine männliche Leiche aus dem Canal Grande gezogen.

Als dann auch noch auf Astrid geschossen wird, Cesares jüngerer Sohn aus ihrer Obhut entführt werden soll und bedrohlich blickende Commissarios an der Tür klingeln, schwant es Astrid, dass es sich bei ihrer Herbergsfamilie vielleicht nicht um eine ganz gewöhnliche Familie handeln könnte.

Diese abstruse und herrlich absurde Geschichte ist so voller Tempo, dass man geradezu durch die Seiten rast. Die Figuren sind schlicht grandios absonderlich, der schweigende, aber künstlerisch hochbegabte Marco, Cesares Sohn, die ebenfalls schweigende, stets grimmig dreinschauende Maria oder die Polizeibeamten, die auch nicht alle so reine Westen haben wie sie sollten. Dazwischen die verpeilte Astrid, noch nicht ganz über das Ende ihrer Beziehung hinweg, geprüfte und leidenschaftliche Buchhalterin mit dem Herz auf dem rechten Fleck.

Wer nun warum welchen Dreck am Stecken hat, was es mit der Wasserleiche auf sich hat und welchen Job Astrid künftig ausüben wird, das erschließt sich nach und nach – und macht einen Heidenspaß. Am Ende ist man etwas außer Atem, wurde aber hervorragend unterhalten.

Tatjana Kruse – Tagebuch einer Wasserleiche aus dem Canale Grande
Haymon Verlag, März 2024
Klappenbroschur, 203 Seiten, 15,90 €  


Schau auch hier: Tatjana Kruse – Strippen statt sticken und weitere

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert