Mary Beth Keane – Sieben Tage einer Ehe

⭐⭐⭐⭐

Szenen einer Ehe: Emotionaler, aber etwas zäh erzählter Roman

Ein Ehepaar mit unerfülltem Kinderwunsch ist das Zentrale in diesem ruhig und einfühlsam geschriebenen Roman. Sprachlich reicht er an die früheren Werke der Autorin heran, dabei ist er jedoch irgendwie ein wenig leblos.

Malcolm, Barkeeper und damit in seinem Traumberuf tätig, hat sich vor einer Weile seinen größten Wunsch erfüllt und eine Bar als Eigentümer übernommen. Jess, überbeschäftigte Anwältin, wartet hingegen seit Jahren auf die Erfüllung ihres größten Wunsches, ein Kind.

Viele langwierige, bedrückende und vor allem teure Therapien und Behandlungen haben sie in den vergangenen Jahren über sich ergehen lassen. Für Malcolm ist dieses Thema nun inzwischen irgendwie erledigt, für Jess jedoch nicht. Doch in ihren Berufen suchen beide Ausgleich, auch Ablenkung von den wachsenden Problemen in ihrer Ehe, von der Tatsache, dass sie sich auseinanderleben, dass sie nicht mehr alles miteinander teilen, nicht mehr über alles miteinander sprechen.

Und so ist Jess irgendwann gegangen, hat ihn verlassen, zurückgelassen. Vier Monate ist das jetzt her und nun erst erfährt Malcolm von guten Freunden, dass Jess offenbar einen anderen Mann hat. Passend zu seinem inneren Sturm zieht über der Stadt ein heftiger Schneesturm auf, der alles lahmlegt. Der Strom fällt aus, der Verkehr bricht zusammen. Zeit, sich den eigenen Gedanken zu stellen, Zeit, sich der Wahrheit zu stellen. Vielleicht auch Zeit, sich wieder zusammenzufinden?

Darum geht es in diesem langsam, langatmig, in vielen Rückblenden erzählten Roman. Man erfährt die Geschichte des Paares mal aus Sicht von Malcolm, mal aus der von Jess. Die Rückblenden sind oft verwirrend plötzlich, der Wechsel vom aktuellen Geschehen zum Blick in die Vergangenheit  nicht immer sofort erkennbar.

Dabei gelingt es Mary Beth Keane, wie auch schon in den von mir sehr gelobten vorigen Büchern, die Emotionen ihrer Figuren geradezu perfekt in Worte zu fassen. Wenn Malcolm weiß, dass er unter Hunderten das Knie von Jess erkennen würde, dann ist das ein wunderschönes Bild für die Liebe, die er uneingeschränkt für sie empfindet. Die Autorin drückt dabei nie zu stark auf die Emotionen, bleibt immer nah an der Figur, ohne ihr zu sehr auf den Leib zu rücken. Ein sprachlich vollauf gelungener Roman voller prägnanter Bilder, auch für die Schilderungen des dramatischen Wetters.

Und doch hat mich dieser Roman nicht so recht erreicht. Die Geschichte von Malcolm und Jess war vielleicht schlicht zu alltäglich, um für eine ganze Romanhandlung zu reichen.

Mary Beth Keane – Sieben Tage einer Ehe
aus dem Amerikanischen von Heike Reissig
Eisele, Februar 2024
Gebundene Ausgabe, 336 Seiten,  24,00 €


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