Hugh Breakey – The beautiful Fall: Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe

⭐⭐⭐

Ein Mann verliert regelmäßig sein Gedächtnis – merkwürdige Geschichte aus Australien

Mit diesem Roman hatte ich meine Schwierigkeiten. Nicht nur die Handlung macht etwas ratlos, auch die Art des Erzählens entfaltete nicht die erwartete Wirkung.

Robert Penfold lebt völlig zurückgezogen und allein. Er geht so wenig wie möglich aus dem Haus, Lebensmittel lässt er sich liefern, Kontakte hat er keine, außer zum Boten eben dieser Lebensmittellieferungen.

Der Grund für sein einsames Leben ist, dass er immer wieder sein Gedächtnis verliert, und zwar regelmäßig alle 179 Tage. Wenn dies geschieht, während er sich außerhalb seiner Wohnung befindet, birgt das unkalkulierbare Gefahren. Auch deswegen meidet er andere Menschen, aus Angst, sie könnten in dem Moment, wenn das Gedächtnis sich verabschiedet, die Situation ausnutzen und ihn manipulieren.

Das Wissen um seine Krankheit verdankt er lediglich einem Brief, den er sich selbst hinterlassen hat, bevor er das letzte Mal das Gedächtnis verlor. Viele Informationen enthält der Brief nicht, dafür sehr viele Warnungen.

Robert beschäftigt sich mit nichts anderem als Dominosteinen. Sie baut er in seiner Wohnung auf, um sie am bewussten Tag durch eine absichtlich herbeigeführte Kettenreaktion zum Einsturz zu bringen. Da tritt plötzlich Julie in sein Leben, als Ersatz für den erkrankten Lebensmittelboten. Sie lässt sich nicht abwimmeln, hilft ihm bei der Konstruktion der Dominoreihen und nach und nach scheint er sich in sie zu verlieben.

Spätestens ab da wird es sehr konfus. Was sich hier ergibt und weiterentwickelt, kann man in einer Rezension nicht erzählen ohne zu spoilern. Doch die Handlung wird immer verwirrender, es gibt endlose, sich im Kreis drehende Gespräche zwischen Robert und Julie. Dazwischen ebenfalls endlose Szenen, in welchen sich die Figuren mit dem Domino beschäftigen.

Insgesamt zieht sich die Handlung sehr, vieles sind Selbstbetrachtungen und Selbstanalysen Roberts. Der in Ich-Form geschriebene Roman beschäftigt sich viel mit der Frage, wem Robert vertrauen kann und wem nicht, wem er glauben soll und wem nicht. Das ist zwar einerseits eine faszinierende Fragestellung, ausgehend von der Grundsituation. Andererseits dreht sich vieles im Kreis, es gibt unzählige Wiederholungen, es werden immer wieder dieselben Gedanken und Gefühle ausgesprochen.

Der Roman hat eine Ausgangsidee mit viel Potential, das er aber meiner Meinung nach nicht ausschöpft. Der unglückliche, weil völlig unpassende deutsche Untertitel führt noch dazu in eine falsche Erwartung.

Hugh Breakey – The beautiful Fall: Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe
aus dem Englischen von Astrid Finke
Limes, September 2023
Taschenbuch, 285 Seiten,  17,00 €

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